Ardigò, Roberto

[19] Ardigò, Roberto, geb. 1828 in Padua. A. ist der bedeutendste Vertreter des italienischen Positivismus. Die Tatsachen sind uns als Bewußtseinsinhalte gegeben: der Gegensatz von Subjekt und Objekt ist das Resultat psychischer Prozesse, der Verarbeitung von an sich. neutralen Elementen (»indifferenza primitiva delle sensazioni«). Subjektives und Objektives sind Korrelate, Sonderlingen eines Gemeinsamen, welches zuerst ungeschieden ist, des »Indistinto« (im Unterschiede vom »distinto«). Es gibt an sich nur eine einheitliche, psycho-physische Realität, deren beiden Seiten das Psychische und das Physische, die einander parallel gehen, sind (Identitätsstandpunkt,[19] »psychophysischer Monismus«). Das »Indistinto« ist kein transzendentes, sondern nur ein relativ unerkanntes Absolutes. Materie und Kraft sind Seiten eines Wirklichen, nichts Geschiedenes. In der ganzen Natur besteht ein Prozeß der Sonderling, so auch im Geistigen und in der Gesellschaft, aus der die Individuen sich erst herausformen. Das Denken ist Verarbeitung, Verbindung von Empfindungen. Der Wille ist der Inbegriff der die sinnlichen Triebe beherrschenden Bewußtseinstendenzen; determiniert ist er nur durch innere Ursachen und ist daher verantwortlich. Prinzip der Ethik ist der Altruismus, Prinzip der Gesellschaft die Gerechtigkeitsidee.

SCHRIFTEN: Opere filosofiche, 1882 ff. (Bd. III: Ethik, Logik, Bd. IV: Soziologie, Bd. V ff.: Erkenntnistheoretisches und Psychologisches). – Vgl. G. MARCHESINI, La vita e il pensiero di R. A. 190 f. – HÖFFDING, Moderne Philosophen, 1905. – K. V. RORETZ, R. A., Wissensch. Beilage der Philos. Gesellsch. in Wien, 1908.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 19-20.
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