Croce, Benedetto

[110] Croce, Benedetto, geb. 1969. = Von Hegel u. a. beeinflußt.

Die Ästhetik ist nach C. »Wissenschaft des Ausdrucks«. Die Vorstellung ist zugleich ein Ausdruck, eine »Sprache« im weiteren Sinne. Das ästhetische Verhalten ist eine von Gefühlen begleitete Erkenntnisform. Schön ist der gelungene Ausdruck. Die Philosophie der Sprache spielt bei C. eine große Rolle, auch in der Logik, die nicht formalistisch sein darf (Lehre von der »reinen Wahrnehmung«). Zwei Arten der Erkenntnis gibt es: Intuition und begriffliche Erkenntnis; erstere geht auf Individualität und Vielheit, letztere auf Allgemeinheit und Einheit. Mit den »reinen Begriffen« hat es die Logik zu tun. Die reinen Begriffe sind Synthesen von Gegensätzen, lassen sich aber nicht dialektisch ableiten. Der reine Begriff stellt sich auch als Urteil, Schluß und Definition dar. Raum und Zeit sind ideell. Die »Werturteile« sind keine Urteile, sondern lassen auf ein Urteil den »Ausdruck eines Gefühls« folgen (»Wertausdruck«). Das Sollen ist Ausdruck eines Wollens oder eines Gefühls, eine zweite Wirklichkeit neben dem Sein. Ein Dualismus besteht hier aber nicht, denn der Gedanke ist Denken des Tuns, das Tun ein Tun des Denkens; Denken und Wille sind untrennbar. Voraussetzung der Ethik ist die Lehre vom reinen Willen. Der historische Materialismus (Marxismus) hat nur Wert als »simple canon d'interpretation historique«, nicht als Geschichtsphilosophie.

SCHRIFTEN: Matorialismo storico ed economia marxista, 1900, 2. ed. 1907; französ. 1901. – Il concetto della storia, 1896. – Lineamenti di una Logica come scienza del concetto puro, 1905, 2 ed. 1909. – Estetica, 1902, 1910; deutsch 1905. – Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie, 1910.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 110.
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