Glogan, Gustav

[204] Glogan, Gustav, geb. 1844 in Tilsit, Prof. in Kiel, gest. 1895.

G. ist von Steinthal ausgegangen, später aber von Plato, dem Christentum, Lotze u. a. beeinflußt worden. Er ist ein Gegner des Intellektualismus und neigt zur Mystik. Die Kräfte des Geistes entfalten sich in der Geschichte aus unbewußten Anlagen. In der Welt herrscht Vernünftigkeit, Zwecksetzung. Natur und Geist sind Unterschiede innerhalb des Bewußtseins. Alle Dinge haben ein Innensein, welches aber von den Naturwissenschaften in seiner räumlichen Erscheinung betrachtet wird. Die Seele ist eine Monade unter Monaden. In Gott hängen alle Wesen einheitlich zusammen. Daß Gott existiert, ist so sicher wie meine eigene Existenz, die auf ihn hinweist. Aus[204] Gott stammt die Ideenwelt des Wahren, Guten und Schönen. Diese Ideen üben in den Geistern, eine »Sollizitation« aus, welche sie zu geistigen Produktionen antreibt. Wir haben eine intellektuelle Anschauung des wahren Seins und Geschehens. Das Denken schafft nicht das Erfahrungsmaterial, sondern zergliedert und deutet es nur. – Es besteht eine »Glogau-Gesellschaft«, die seit 1899 Jahrbücher publiziert.

SCHRIFTEN: Das Wesen und die Grundlagen der heutigen Psychologie, 1877. – Abriß der philosophischen Grundwissenschaften, 1880-88 (Hauptwerk). – Grundriß der Psychologie, 1884. – Die Phantasie, 1884. – Die Schönheit, 1892. – Hauptlehren der Logik u. Wissenschaftslehre, 1894. – Vorlesungen über Religionsphilosophie, 1898, u. a. – Vgl. H. Clasen, Zeitschr. f. Philos., 1901-1902.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 204-205.
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