Groos, Karl

[215] Groos, Karl, geb. 1861 in Heidelberg, Prof. in Basel und Gießen. G. behandelt die Ästhetik auf psychologischer und biologisch-evolutionistischer Grundlage. Der ästhetische Genuß ist ein »spielendes sensorisches Erleben«, das edelste Spiel des Menschen, Das Zentrum des ästhetischen Genießens ist das »innerliche Miterleben«, die »innere Nachahmung«. Die ästhetische Anschauung ist eine »innere Nachahmung des äußerlich Gegebenen, durch welche sich das Bewußtsein das innere Bild, den ästhetischen Schein, erzeugt und in der Erzeugung dieses Scheins spielend verweilt«. Die »monarchische Einrichtung« des Bewußtseins beeinflußt die künstlerische Darstellung. Das allgemeinste Motiv dieser entspringt dem »Betätigungsdrang, der das Spiel in seinen verschiedenen Formen hervorruft«. Neben dem Prinzip der »Selbstdarstellung« sind das Prinzip der »Schöngestaltung« und das der »Nachahmung« wirksam. Der psychologische Ästhetiker kann normativ verfahren, indem er Wertentscheidungen, von deren Richtigkeit er überzeugt ist, als unbedingt geltend annimmt und (hypothetisch) andere Wertentscheidungen davon ableitet. (Die Philos. im Beginne des 20. Jahrhund. I, 145.) Das Spiel ist um seiner selbst willen lustvoll, es entspringt angeborenen Trieben, Bedürfnissen und hat biologische Bedeutung. Es ist ein »Ergebnis der natürlichen Auslese«, dient zur Abschwächung der ererbten Instinkte und zur Entwicklung der Intelligenz, zur Übung für den Lebenskampf. Es ist eine »Einübung unfertiger Anlagen«, eine »Vorübung«.

SCHRIFTEN: Die reine Vernunftwissenschaft, 1889, – Einleitung in die Ästhetik, 1892. – Die Spiele der Tiere, 1896; 2. A. 1907. – Die Spiele des Menschen, 1899. – Der ästhetische Genuß, 1902. – Die Anfinge der Kunst. – Das Seelenleben des Kindes, 1903; 2. A. 1908. – Die Befreiungen der Seele, 1909, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 215.
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