Haacke, Wilhelm

[220] Haacke, Wilhelm, geb. 1855 in Clenze, lebt in Otterndorf.

Nach H. ist die Gesamtheit der unmittelbar gegebenen Inhalte der Wahrnehmung (Farben, Töne usw.) das Wirkliche der Natur. Es ist ein »Strom« von Qualitäten mit raum-zeitlichen Bestimmtheiten, ein Zusammenhang von[220] »Naturaten«. Das Ich ist ein »Mundulus«, ein »Träger oder Inhaber der Naturate«, ein Verschmelzungsprodukt der »Grundnaturate« mit den übrigen Naturaten. Die einzelnen Munduli sind »Knoten des Weltstromnetzes«. Die Welt ist ein »Stromnetz von Gedanken«. Die Naturate unseres Mundulus, die »Empfindungen«, sind die »psychische« Energie. Eigentlich gibt es nur eine Welt, die weder physisch noch psychisch ist, sondern einfach aus Naturaten besteht (vgl. Mach u. a.). Die Munduli sind Träger der Energie. Alles Geschehen ist seinem Wesen nach »psychisch«, sei es in uns, sei es in anderen Naturaten; allem Geschehen liegt »gestörter Gleichmut« zugrunde. Die Naturate sind letzten Endes Inhalte und Erzeugnisse des Allgeistes. »Dem ewigen, nicht in Raum und Zeit gebannten Urquell des Geistes entspringt in jedem Zeitpunkte neu geschaffen, der Wirklichkeitsstrom der uns zugänglichen Welt der Naturate. Es ist der Geist, der Naturate schafft und zusammenfügt.«

SCHRIFTEN: Die Schöpfung des Menschen, 1895. – Vom Strome des Seins, 1905. – D. Schöpf, d. Tierwelt, 1893. – Gestalt u. Vererbung, 1893. – K. E. v. Baer, 1905, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 220-221.
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