Ihering, Rudolf von

[299] Ihering, Rudolf von, geb. 1818 in Aurich, Prof. in Göttingen, gest. 1892.

J.s Rechtslehre ist sozial-teleologisch (»utilitaristisch«): Der Zweck ist der Quell des Rechtes. Das Recht ist »das System der durch Zwang gesicherten sozialen Zwecke«. Es ist »disziplinierte Gewalt«. Es gibt kein Naturrecht, alles Recht ist durch den Staat bedingt, durch die »Organisation des sozialen Zwanges«. Der Staat ist die Gesellschaft selber als Inhaberin der organisierten Zwangsgewalt. Endzweck von Recht und Staat ist die »Herstellung und Sicherung der Lebensbedingungen der Gesellschaft«. Um sein Recht zu kämpfen ist Pflicht (wie schon Kaut, Fichte u. a.). Die Sitte ist die »im Leben des Volkes sich bildende verpflichtende Gewohnheit«. Sie enthält das Moment des sozial Verpflichtenden, ist die als richtig und notwendig erprobte Ordnung des Volkslebens. Auch die Sittlichkeit hat sozialen Ursprung und Zweck; sie ist der »Egoismus der Gesellschaft«, ihre Normen sind »gesellschaftliche Imperative« und haben die Wohlfahrt der Gesellschaft zum Zweck (Sozial-Utilitarismus).

SCHRIFTEN: Der Geist des römischen Rechts, 6. A. 1894 f. – Der Zweck im Recht, 1877 f.; 4. A. 1894-95. – Der Kampf ums Recht, 1872, 1910.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 299.
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