Leonardo da Vinci

[403] Leonardo da Vinci, 1452-1519. der berühmte Maler, war auch ein hervorragender Mathematiker und Naturforscher und ist auch philosophisch von Bedeutung (vgl. die »Manuscrits«, 6 Bde., hrsg. 1880-91).

L. schreibt zwar den Dingen ein Streben nach Selbsterhaltung und den Elementen eine Tendenz zur Vereinigung mit dem All zu, aber zugleich betont er die mathematisch-mechanische Gesetzlichkeit des Naturgeschehens. Die Mechanik: ist das »Paradies der mathematischen Wissenschaften«. Kräfte sind an materielle Bedingungen gebunden, die physischen Vorgänge sind Bewegungen in strengem Kausalzusammenhange. Erfahrung ist die Grundlage des Wissens, aber die Vernunft betätigt sich an ihr und entdeckt (durch das Experiment vermittelt) die Ursachen der Erscheinungen. Zugleich hat die Phantasie eine antizipatorische Funktion im Entwerfen innerer Bilder.

Vgl. PRANTL, L. da V. in philos. Beziehung, Bayerische Akad. d. Wissensch., 1885. – SOLMI, Studi sulla filosofia d. L. da V., 1898. – CASSIRER, Das Erkenntnisproblem I, 247 ff. – M. HERZFELD, L. da V., 2. A. 1906. – J. PÉLADAN, La philosophie de L. da V., 1910.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 403.
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