Pauly, August

[532] Pauly, August, geb. 1850 in München. Prof. der angewandten Zoologie daselbst.

P. ist einer der Hauptvertreter des Neolamarckismus (der Psychobiologie Kohnstamms), den er zu einer Theorie der aktiven Entstehung der Zweckmäßigkeiten der organischen Körper ausgebildet hat. Der elementare Vorgang dabei ist der psychologisch analysierbare »teleologische Akt«, das Analogen der bewußten Handlung. Er wird erregt durch Reize. Als primärer ursächlicher Faktor erscheint im teleologischen Akt die Begehrung (Bedürfnis), psychologisch charakterisiert durch Sensibilität, aus welcher durch Steigerung alle übrigen psychischen Phasen, wie Vorstellung, Urteil, Wille hervorgehen. Der Vorgang[532] ist ein energetischer, der nur vermittelst psychologischer Begriffe beschrieben werden kann. Mit dem Befriedigungsstreben der Begehrung tritt die Empfindung der Wirkung der Qualitäten von Mitteln in Verbindung, die durch Erfahrung gewonnen worden ist, und bestimmt deren Verwertung durch ihre wahrgenommene Zulänglichkeit. Daher die Bezeichnung »Urteilendes Prinzip«, Urteil im weitesten Sinn genommen. P. verwirft die Selektion und den dualistischen Vitalismus. Seine Teleologie ist eine »Auto-Teleologie«.

SCHRIFTEN: Wahres und Falsches an Darwins Lehren, 1902. – Aphorismen, 1905. – Darwinismus und Lamarckismus, 1905. – Die Anwendung des Zweckbegriffs, Zeitschrift f. d. Ausbau d. Entwickelungslehre I, 1907, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 532-533.
Lizenz:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika