Siger von Brabant

[676] Siger von Brabant (früher fälschlich mit dem Thomisten Siger von Courtrai verwechselt), lehrte in Paris, wo seine Lehre öfter verdammt wurde, gest. um 1282 in Orvieto (wohl von seinem Sekretär ermordet). = S. vertritt die Grundsätze des Averroismus, weswegen er 1277 angeklagt wurde. Er lehrt, auf dem Boden der zweifachen (theologischen-philosophischen) Wahrheit stehend, die Ewigkeit der bewegten Materie und der Intelligenzen, ferner die Determiniertheit des Willens und die Identität der vernünftigen Seele in allen Menschen (Monopsychismus).

SCHRIFTEN: De anima intellectiva (Hauptwerk) u. a., hrsg. von Mandonnet, 1901. – Vgl. BAEUMKER, Die Impossibilia des Siger von Brabant, 1898 (Beitr. z. Gesch. d. Philos. d. Mittelalt. II, 6); Arch. f. Gesch. d. Philos. XIII, 1900. – P. MANDONNET, Siger de B. et l'averroisme latin au XIII siècle, 1899; 2. éd. 1910. – M. DE WULF, Histoire de la philos. médiévale. – BRUCKMÜLLER, Untersuch, über S.s Anima intellectiva, 1908. – BAEUMKER, Zur Beurteil. S.s von Brabant, 1911.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 676.
Lizenz: