Spicker, Gideon

[693] Spicker, Gideon, geb. 1840 in Reichenau (Baden), Prof. in Münster i. W. S. will Philosophie und Religion mit einander versöhnen, ohne daß aber die Philosophie durch die Theologie gefesselt werden darf. Ein neuer Gottesbegriff muß gefunden werden, der die Mängel des Pantheismus und Theismus vermeidet. Gott hat Persönlichkeit, Wissen, Vernunft und Willen in bezug auf die Welt, er ist Grund und Zweck der Welt, Einheit von Geist und Materie. Die Natur ist nicht Gott, aber göttlicher Herkunft, sie ist eine Schöpfung aus einer in Gott potentiell gelegenen Materie. – Alles Denken beruht auf einem sinnlichen Substrat, geht aber darüber hinaus, so daß die Kategorien metaphysische Geltung haben, zum Ding an sich führen, das aber nicht ganz zu ergründen ist, so daß alle Philosophie »Anthroposophie« bleibt. Die Methode der Philosophie ist die »induktiv-kritische«, wie bei Kant.

SCHRIFTEN: Leben und Lehre des Petrus Pomponatius, 1868. – Die Philosophie des Grafen von Shaftesbury, 1872. – Über das Verhältnis der Naturwissenschaften zur Philosophie, 1874. – Kant, Hume und Berkeley, 1875. – Lessings Weltanschauung, 1883. – Die Ursachen des Verfalls der Philosophie in alter und neuer Zeit, 1892. – Der Kampf. zweier Weltanschauungen, 1898. – Versuch eines neuen Gottesbegriffes 1901. – Vom Kloster ins akademische Lehramt, Schicksale eines ehemaligen Kapuziners, 1908.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 693.
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