Staudinger, Franz

[709] Staudinger, Franz, geb. 1849 in Wallerstätten, Gymnasialprofessor in Darmstadt.

S. verbindet mit dem Kantschen Kritizismus einen (von K. Marx beeinflußten) ethischen Sozialismus. Oberstes Sittengesetz ist die Vernunftforderung des durchgängigen Zusammenhangs aller Zwecke. Das oberste Ideal, der höchste Wert ist ein vollkommenes Gemeinschaftsleben; was zu höherer Gemeinschaft führt, ist sittlich, so daß ein »Zielwille« die oberste Instanz bildet. Gesellschaft und Gemeinschaft sind (wie nach Tönnies) zu unterscheiden; letztere besteht da, wo Menschen zu einem gemeinsamen Ziele instinktiv oder bewußt zusammenwirken. Freiheit ist Bestimmung des Willens durch das Sittengesetz.

Schriften: Noumena, 1884. – Das Sittengesetz, 1887; 2. A. 1897. – Sonst, Heut und Einst in Religion und Gesellschaft, 1889. – Ethik und Politik, 1899. – Sprüche der Freiheit wider Nietzsche u. die Herrenmoral, 1904. – Wirtschaftliche Grundlagen der Moral, 1907.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 709.
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