Strümpell, Ludwig

[729] Strümpell, Ludwig, geb. 1812 in Schöppenstädt, 1844 Prof. in Dorpat, 1871 in Leipzig, gest. daselbst 1899.

S. ist besonders von Leibniz, Kant und Herbart beeinflußt. Er unterscheidet theoretische und praktische Philosophie, deren Einheit die Religionsphilosophie ist. Die Gesetze des psychischen Mechanismus sind: das Gesetz der Beharrung, der Kontinuität, der Ausschließung, der Reihenbildung. Der einheitliche Zusammenhang des Psychischen hat seinen Grund in der Einheit der einfachen Seelensubstanz. Außer dem psychischen Mechanismus gibt es noch geistige »freiwirkende Kausalitäten«, die auf Wertungen beruhen (z.B. logische, ethische Kausalität). Die Kausalität überhaupt ergibt sich aus der Anwendung des Satzes vom Grunde auf Tatsachen. Der wahre Sinn des Kausalitätengesetzes ist der, »daß jede Tatsache ein Glied im intellektuellen Baue der Welt ist und sich als solches begreifen läßt«. S. hat auch die »psychologische Pädagogik« (pädagogische Psychologie ) und pädagogische Pathologie behandelt.

Schriften: De methodo philosophica, 1833. – Erläuterungen zu Herbarts Philosophie, 1834. – Die Hauptpunkte der Herbartschen Metaphysik, 1840. – De summi boni notione qualem proposuit Schleiermacherus, 1843. – Vorschule der Ethik, 1845. – Entwurf der Logik, 1846. – Geschichte der griech. Philosophie, 1854-61. – Der Vortrag der Logik, 1858. – Erziehungsfragen, 1869. – Der Kausalitätsbegriff, 1871. – Die zeitliche Aufeinanderfolge der Gedanken, 1872. – Die Natur und Entstehung der Träume, 1874. – Die Geisteskräfte der Menschen verglichen mit denen der Tiere, 1878. – Psychol. Pädagogik, 2. A. hrsg. von Spitzner, 1909. – Grundriß der Logik, 1881. – Grundriß der Psychologie, 1884. – Einleit. in die Philos. vom Standpunkte der Geschichte der Philos., 1886. – Die pädagogische Pathologie, 1890; 2. A. 1892. – Pädagogische Abhandlungen, 1894. – Abhandl. aus dem Gebiete der Ethik, der Staatswiss., der Ästhetik, und der Theologie, 1895. – Abhandl. zur Gesch. der Metaphys., Psychol. u. Religionsphilos. in Deutschland, 1896. – Vermischte Abhandlungen aus der theoret. u. prakt. Philos., 1897. – Vgl. BRASCH, Leipziger Philosophen, 1894. – H. SCHMIDT, Die Lehre von der psychol. Kausalität S.s, 1907.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 729.
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