Westermarck, Eduard

[813] Westermarck, Eduard, geb. 1862 in Helsingfors (Finland), Prof. der Soziologie in Helsingfors und an der Universität in London, namhafter Ethnolog. = Sittlich gut ist überall- das sozial Gebilligte und sittliche Billigung ist[813] eine Art »vergeltenden Wohlwollens«. Schlecht ist das, worüber sittliche Entrüstung herrscht. Die Moral beruht also auf sittlichen Gefühlen, die sozialen Ursprungs sind. »Die Gesellschaft ist die Wiege des sittlichen Bewußtseins. Die ersten Sittenurteile brachten nicht die persönlichen Gefühle vereinzelter Individuen zum Ausdruck, sondern die der Gesamtheit. Die öffentliche Entrüstung oder Anerkennung ist das Urbild der sittlichen Mißbilligung bzw. Billigung, und diese öffentlichen Gefühle zeichnen sich durch Allgemeinheit, persönliche Uninteressiertheit und anscheinende Unparteilichkeit aus.« Die »Nützlichkeit« ist nur von sekundärer Bedeutung. An einer Fülle von ethnologischen Beispielen zeigt W. das Konstante und Wechselnde in der sittlichen Beurteilung.

Schriften: History of Human Manage, 1891; deutsch von L. Katscher. – Origin and Development of the Moral Ideas, 2 Bde., 1906-08; Ursprung u. Entwickl. der Moralbegriffe, deutsch von Katscher, 1907-09. – Sexualfragen, 1909, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 813-814.
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