Vorrede zur dritten Auflage.

Diese dritte Auflage unterscheidet sich von der im Jahre 1909 erschienenen zweiten Auflage nur durch eine Reihe von kleineren Nachträgen und Verbesserungen z.B. in der Kriegsverfassung der Westgoten. Meine Auffassung im ganzen ist unverändert geblieben, und an Einzelpunkten, die von der Kritik angefochten worden sind, habe ich nicht nur keinen Grund gefunden, meine Darstellung zu modifizieren, sondern konnte sie noch durch neue Argumente verstärken. Das betrifft z.B. meine Auffassung vom Wesen des germanischen Keils und die Fixierung des Kastells Aliso auf der Anhöhe, wo heute der Dom von Paderborn steht.

Mittlerweile ist nun auch der vierte und letzte Teil dieses Werkes erschienen (1920), der bis zu Napoleon und Clausewitz reicht. Wenn nun ein österreichischer Kritiker sich dahin geäußert hat, die beiden fundamentalsten Feststellungen des Werkes seien die Reduktion der großen Heereszahlen und die Aufdeckung des Unterschieds zwischen der Niederwerfungs- und Ermattungs-Strategie, so könnte man daraus schließen, daß der erste und vierte Band die beiden wichtigsten seien. Meiner eigenen Empfindung nach ist es eher der zweite. Dieser greift am allertiefsten ein in die überlieferten weltgeschichtlichen Auffassungen, sowohl durch Hinwegräumung der legendaren Vorstellungen vom Untergang der antiken Welt und von der Völkerwanderung, sie durch positiven Aufbau, namentlich die Begründung des Bündnisses zwischen Constantin und der christlichen Kirche als Postulat der veränderten Kriegsverfassung und die Feststellung des Wesens der Lehnsverfassung und des Rittertums. Zu Grunde liegt die Polarität zwischen Einzelkämpfer und taktischem Körper im Wesen des Kriegertums, deren Herausarbeitung dann die Substanz des dritten Bandes bildet.


Grunewald, 29. Juli 1921.

Hans Delbrück

Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1921, Teil 2.
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