Vormittagssitzung.

[441] VORSITZENDER: Hat Dr. Kubuschok sein Verhör beendet?

DR. KUBUSCHOK: Gewiß, Herr Vorsitzender.


VORSITZENDER: Will nun einer der anderen Verteidiger Fragen stellen?


PROFESSOR DR. HERBERT KRAUS, STELLVERTRETENDER VERTEIDIGER DES ANGEKLAGTEN SCHACHT: Professor Kraus, in Vertretung des Rechtsanwalts Dr. von Lüdinghausen für Herrn von Neurath.

Ich bitte um die Erlaubnis, einige Fragen an den Zeugen richten zu dürfen.

Herr Zeuge, bei den Münchener Verhandlungen soll Hitler die Frage aufgeworfen haben: Und was geschieht, wenn die Tschechen mit unserer Besetzung des Sudetenlandes nicht einverstanden sind? Darauf habe Daladier geantwortet: Dann werden wir sie dazu zwingen! Ist das richtig?


GÖRING: Diese Frage wurde tatsächlich während der Diskussion vom Führer aufgeworfen. Der Ministerpräsident Daladier machte dem Sinne nach, ob mit den gleichen Worten, dem Sinn jedenfalls entsprechend, ungefähr diese Äußerung. Und soweit ich mich noch ziemlich genau erinnere, betonte er dabei, daß nunmehr eine Entscheidung in dieser Richtung von den Großmächten getroffen sei, und diese sei getroffen zum Zwecke der Erhaltung des Friedens, und es könne nun nicht erneut von seiten der Tschechoslowakei durch Weigerung dieser Frieden bedroht werden, sonst würden sich weder England noch Frankreich irgendwie verpflichtet fühlen, wenn die Tschechoslowakei diesen Rat nicht befolge, zu helfen.


PROF. DR. KRAUS: Herr Zeuge, seit wann kennen Sie Herrn von Neurath?


GÖRING: Soweit mir erinnerlich, habe ich flüchtig, aber sehr flüchtig, Herrn von Neurath gesehen ganz kurz, als er 1919 Deutscher Gesandter in Dänemark war. Ganz kurz aber nur. Später lernte ich ihn näher erst ganz kurz vor der Machtergreifung nochmal kennen und sprach mit ihm ganz kurz, glaube ich; mein näheres Verhältnis und nähere Kenntnis stammt dann aus der Zeit nach der Machtergreifung.


PROF. DR. KRAUS: Aber war Ihnen über die Tätigkeit des Herrn von Neurath als Botschafter in London Näheres bekannt?

[441] GÖRING: Das ist richtig. Die Tätigkeit war mir vorher bekannt, und zwar deshalb, weil schon zu früheren Zeiten, also 1931 und 1932, bevor Herr von Neurath Außenminister wurde, in Besprechungen über eine eventuelle Regierungsbildung auch bei uns der Name des Herrn von Neurath als Kandidat, obgleich nicht der Partei irgendwie zugehörig, in Erwägung gezogen wurde. Hierbei spielte als grundlegendes Moment dieser Erwägung gerade seine Position als Botschafter in Großbritannien die Hauptrolle, und zwar deshalb, weil wir, das heißt Hitler sowohl als ich, der Auffassung waren, daß die Beziehungen Herrn von Neuraths als Botschafter zur Englischen Regierung sehr gute seien, und Herr von Neurath auf diesem Gebiet, das der Führer in seiner Außenpolitik als tragendes Moment angesehen hat – gute Beziehungen zu England –, daß auf diesem Gebiet Herr von Neurath ein wesentlicher Faktor sein könnte.


PROF. DR. KRAUS: So kann ich nun das so verstehen, daß Herr von Neurath in London eine Friedens-und Verständigungspolitik getrieben hat?


GÖRING: Genau so ist es zu verstehen.


PROF. DR. KRAUS: Ja, und können Sie darüber hinaus sagen, daß Herr von Neurath auch als Außenminister diese Friedens- und Verständigungspolitik fortzusetzen sich bemüht hat?

GÖRING: Als der Reichspräsident von Hindenburg die Bedingung stellte, die ich schon erwähnte, daß Herr von Neurath Außenminister werden müßte, war der Führer mit dieser Bedingung wohl am einverstandensten, und zwar aus dem Grunde, weil er die Aufgabe in guten Händen sah, gute Beziehungen zu England und dem Westen anzuknüpfen. Herr von Neurath hat in dieser Richtung immer seine Bestrebungen eingesetzt.


PROF. DR. KRAUS: Ich möchte einen anderen Fragenkomplex berühren. Waren Sie bei der Sitzung des Reichskabinetts vom 30. Januar 1937 zugegen, in der Hitler denjenigen Mitgliedern des Kabinetts, die nicht Parteimitglieder waren, darunter auch Herrn von Neurath, das Goldene Parteiabzeichen überreichte?


GÖRING: Da war ich zugegen.


PROF. DR. KRAUS: Ja, und wissen Sie, daß Hitler bei dieser Gelegenheit erklärt hat, das sei lediglich eine Auszeichnung so etwa wie die Verleihung eines Ordens, und die betreffenden Herren würden dadurch nicht Parteimitglieder oder hätten der Partei gegenüber keine Verpflichtungen?


GÖRING: Ganz so möchte ich das nicht ausdrücken. Der Führer hat sich spontan geäußert, weil es ja der Jahrestag der Machtergreifung war, und gesagt, daß er die Absicht habe, sein Vertrauen [442] zu jenen Mitgliedern des Reichskabinetts, die der Partei nicht angehörten, dadurch zum Ausdruck zu bringen. Ich glaube, der Ausdruck war, daß er sagte: Daß ich sie bitten möchte, das Goldene Parteiabzeichen entgegenzunehmen. Er äußerte damals, daß dies in seinen Augen ein Orden sei, und daß er beabsichtige, was er später auch tat, weitere Stufen dieses Ordens zu entwickeln; die erste Stufe sollte das Goldene Parteiabzeichen sein. Er ging dann spontan an die verschiedenen Minister heran und überreichte ihnen dieses Abzeichen. Er hat dabei weder betont, daß sie damit sich als Parteimitglieder zu betrachten hätten, noch hat er betont, daß sie solche nicht wären. Als er zu Herrn von Eltz-Rübenach kam, fragte dieser, ob damit für ihn eine Verpflichtung gegeben sei, die zum Teil anti-kirchliche Richtung gewisser Parteikreise zu decken oder so ähnlich; der Führer stutzte einen Augenblick und sagte: »Sie wünschen also, das nicht entgegenzunehmen?« Worauf Herr von Eltz sagte: »Das will ich nicht zum Ausdruck bringen. Ich wollte nur eine Reservation daran knüpfen«. Der Führer war schockiert, wandte sich sofort ab und verließ den Kabinettssaal. Es ist nicht richtig in diesem Zusammenhang, wie behauptet wird, daß Herr von Eltz nunmehr aus diesem Grunde freiwillig seinen Abschied genommen hätte. Ich ging sofort dem Führer nach und empfand, wie auch die anderen Herren, diesen Vorgang als eine Brüskierung des Führers, weil ja gar nicht von Parteiaufnahme oder Zugehörigkeit die Rede war. Da zudem – und das ist wichtig – in dieser Zeit beim Führer schon der Plan geschwebt hat, das Reichsverkehrsministerium aufzuteilen und das alte Postministerium wieder zu bilden, und den Fachmann der Eisenbahn Dorpmüller in das Verkehrsministerium zu bringen, und er mir dieses vorher gesagt hatte, und es mir überließ, in mehr oder weniger geschickter Form allmählich Herrn von Eltz das beizubringen, benutzte ich diesen Augenblick, und ging wieder hinaus zu Herrn von Eltz und sagte: ›Ihr Verhalten war unmöglich, ich glaube, es gibt für Sie nur eine Konsequenz, daß Sie jetzt Ihren Abschied einreichen.‹ Er sagte: ›So habe ich das nicht gemeint‹ und wollte diesen Abschied nicht ohne weiteres geben. Ich habe ihn dann ebenso brüsk aufgefordert, das bis zum Abend zu tun, und habe noch den Staatssekretär Meißner zu ihm geschickt, daß es zweckmäßig wäre, daß er nun das Kabinett verließe und sein Abschiedsgesuch unverzüglich einreiche, zumal sowieso – und dann machte ich die Ausführungen bezüglich Post und Eisenbahn, die ich soeben gemacht habe. Das war der Vorgang bezüglich der Goldenen Parteiabzeichen in jener Sitzung.


PROF. DR. KRAUS: Herr Zeuge, waren Sie zugegen, als Hitler am 11. März 1938 abends Herrn von Neurath in der Reichskanzlei von dem Einmarsch der Truppen nach Österreich und von den Gründen dafür in Kenntnis setzte, und ihn bat, das Außenministerium entsprechend zu informieren, da er selbst abreisen müsse?


[443] GÖRING: Ich erwähnte bei meiner Ausführung über Österreich bereits, daß der Außenminister von Ribbentrop nicht da war. Da der Führer mir die Reichsvertretung überantwortete, habe ich ihn gebeten, Herrn von Neurath zu bitten, mir seine außenpolitische Erfahrung während dieser Zeit zur Verfügung zu stellen. Herr von Neurath wurde daraufhin am Abend, glaube ich, in die Reichskanzlei gebeten, und in großen Zügen setzte ihm der Führer das so auseinander, wie Sie das gesagt haben. Es war so: Er sollte mich, wenn ich es anforderte und brauchte, außenpolitisch beraten, da ja zu erwarten war, daß irgendwelche außenpolitische Aktionen, zum mindesten Proteste und Noten, in der Zeit der Abwesenheit des Führers einlaufen würden, der Außenminister nicht da war, und ich selbst auf dem Gebiet der Beantwortung von diplomatischen Noten keine Erfahrung hatte.


PROF. DR. KRAUS: Daraus muß man also folgern, daß Herr von Neurath nicht der Vertreter des Außenministers war, sondern nur in dessen Abwesenheit so eine Art Berater von Ihnen?


GÖRING: Er war nicht der Vertreter des Außenministers. Das würde gar nicht seiner Position und seinem Range entsprochen haben. Der Vertreter des Außenministers war der amtierende Staatssekretär.


PROF. DR. KRAUS: Von Weizsäcker?


GÖRING: Ich glaube, damals Herr von Mackensen. Dieser zeichnete auch die laufenden Geschäfte in Vertretung des Außenministers, und Herr von Neurath stand mir nur in der Angelegenheit außenpolitischer Aktionen, die betreffend den Fall Österreich erwartet wurden, als Berater zur Seite.


PROF. DR. KRAUS: Sie kennen das Protestschreiben des Englischen Botschafters vom 11. März 1938, das merkwürdigerweise an Herrn von Neurath gerichtet war, in welchem der Englische Botschafter gegen den Einmarsch der deutschen Truppen protestierte?


GÖRING: Das ist gar nicht so merkwürdig; denn am Abend des Einmarsches habe ich persönlich, wie ich ausführte, zwei Stunden mit dem Englischen Botschafter gesprochen und ihm gesagt, daß der Führer am nächsten Tag nach Österreich geht, ich das Reich verwalte und mir für diesen Zweck als außenpolitischen Berater Herrn von Neurath erbeten hätte, weil nämlich Henderson schon Andeutungen machte, daß das nicht ohne weiteres, nicht ohne Protest hingenommen würde. Es war also eine Information, die der Englische Botschafter schon am Abend vorher von mir hatte. Aus dieser Information ist erklärlich, daß er sich deshalb an Herrn von Neurath wandte, zumal ich ihm gegenüber betont hatte: ›Wenn ihr mit euren alten Protestnoten kommt, damit kann ich persönlich wenig anfangen‹.


[444] PROF. DR. KRAUS: Hat Herr von Neurath, nachdem das Außenministerium die Antwort auf das Protestschreiben fertiggestellt hatte, Ihnen diese Antwort telephonisch mitgeteilt und Sie gefragt, ob Sie diese Antwort als Vertreter Hitlers unterschreiben wollen?


GÖRING: Das ist selbstverständlich. Ich war ja stellvertretendes Staatsoberhaupt. Er mußte mir die Antwort mitteilen und ebenso selbstverständlich war es, daß ich ihm gesagt habe: ›Unterschreiben Sie‹, denn ich kann wiederum nicht als stellvertretendes Staatsoberhaupt diplomatische Noten unterschreiben.


PROF. DR. KRAUS: Ich danke.


DR. SERVATIUS: Herr Zeuge, inwieweit wurden die Politischen Leiter über die außenpolitischen Absichten des Führers vorher unterrichtet?


GÖRING: ›Politische Leiter‹ ist ein sehr umfassender Begriff. Er umfaßt vom Reichsleiter bis zum Zellen-oder Blockleiter alles. Eine Unterrichtung dieses Gesamtbegriffes ›Politische Leiter‹ über Außenpolitik hat erklärlicherweise natürlich niemals stattgefunden oder stattfinden können, soweit nicht der Führer sich über seine außenpolitischen Absichten generell im Reichstag öffentlich oder im Rundfunk an das ganze Volk gewendet hat. Die höheren Stellen der Politischen Leiter waren ebenfalls niemals, als Gruppe – sagen wir die Reichsleiter oder die Gauleiter – versammelt worden, um politische Absichten, die der Führer an sich nicht öffentlich bekanntgeben wollte, mitgeteilt zu erhalten.

Er mag wohl vor diesem oder jenem Politischen Leiter, der in einer anderen Staatsposition gleichzeitig war, oder ihm sonst im Vertrauen näherstand, persönlich Absichten mitgeteilt haben; das müßte ich erst überlegen, wo das der Fall war. Als Einheit oder Untereinheit hat er es bestimmt nicht getan. Er hat nur wiederholt bei Rückschau über Ereignisse vor den Gauleitern bei Ansprachen darauf Bezug genommen und seine politischen Absichten, die er bis dahin aber dann schon realisiert hatte, erklärt und dargelegt.


DR. SERVATIUS: Ich habe keine Fragen mehr.


DR. MARTIN HORN, VERTEIDIGER DES ANGEKLAGTEN VON RIBBENTROP: Ist Ihnen bekannt, inwieweit von Ribbentrop über militärische Pläne und Absichten als Außenminister unterrichtet wurde?


GÖRING: Im einzelnen ist mir das nicht bekannt; im allgemeinen galt auch hier der Grundsatz, daß besonders über militärische Absichten nur immer die für diese Absichten zuständigen Stellen eingeweiht wurden. Wie weit der Führer Herrn von Ribbentrop gegenüber dann und wann in seinen Gesprächen über seine militärischen Pläne etwas geäußert hat, weiß ich nicht.


[445] DR. HORN: Ist es richtig, daß Hitler die Richtlinien der gesamten Politik, auch der Außenpolitik bestimmte?


GÖRING: Das ist doch selbstverständlich. Vor allem die Außenpolitik war das ureigenste Gebiet des Führers. Ich möchte sagen, die Außenpolitik einerseits und die Führung der Wehrmacht andererseits nahmen das größte Interesse und die Hauptarbeit des Führers in Anspruch.


DR. HORN: Darf ich daraus schließen, daß er sich auch um Einzelheiten in der Außenpolitik annahm?


GÖRING: Er hat sich hier außerordentlich um die Einzelheiten angenommen, wie ich schon eben sagte, auf beiden dieser Gebiete mit einem hier besonders hohem Interesse.

DR. HORN: Hat Ihnen Hitler ausdrücklich verboten, das Memorandum an Polen vom 30. August 1939 aus der Hand zu geben?


GÖRING: Er hat es mir nicht ausdrücklich verboten; ich weiß nicht, ob der Führer wußte, daß ich es in der Tasche hatte. Er hat es aber generell verboten dadurch, daß er dem, der es hätte aushändigen müssen, nämlich Herrn von Ribbentrop, die Aushändigung verboten hat, so daß ich dieses Memorandum tatsächlich gegen das ausdrückliche Verbot des Führers ausgeliefert habe, was an sich ein Risiko darstellte, das ich – ich bitte mich nicht falsch zu verstehen – wohl überhaupt nur ich übernehmen und tragen konnte.


DR. HORN: Sie sprachen vor einigen Tagen von der Verschiedenartigkeit des Einflusses der einzelnen Persönlichkeiten auf Hitler. Sind Ihnen Tatsachen bekannt, die darauf schließen lassen, daß auch Ribbentrop keinen Einfluß auf Hitler besaß, um ihn von einmal gefaßten Entschlüssen abzubringen?


GÖRING: Einfluß auf Hitler, auf den Führer, ist ein sehr schwieriges Kapitel. Ich möchte zunächst nur zum Einfluß Herrn von Ribbentrops auf Ihre Frage Stellung nehmen. Einfluß im Sinne, daß Herr von Ribbentrop Hitler hätte in irgendeiner Richtung lenken können, hat er bestimmt nicht gehabt. Wie weit nun Argumente sachlicher Art vorgebracht, manchmal vielleicht auf den Führer bestimmend einwirkten, außenpolitisch dieses oder jenes zu tun, oder zu lassen, oder abzuändern, wäre auf die Stärke der Argumente und Tatsachen allein angekommen. Wie weit das manchmal eine Rolle gespielt haben mag, kann ich nicht beantworten, weil ich bei 99 Prozent der Besprechungen des Führers mit Herrn von Ribbentrop nicht anwesend gewesen war. Aber Einfluß in der Richtung, daß Herr von Ribbentrop hätte sagen können: ›machen Sie dies oder jenes nicht, ich halte das für falsch‹, wenn der Führer von der Richtigkeit überzeugt war, diesen Einfluß hat Herr von Ribbentrop zu keiner Zeit gehabt.


[446] DR. HORN: Sind Ihnen Tatsachen oder Beobachtungen bekannt, die auf das Bestehen einer Verschwörung in den obersten Regierungskreisen schließen lassen?


GÖRING: Unter Verschwörung mag man ja verschiedenes verstehen. In dem Sinne, daß sich hier Männer heimlich zusammengetan haben und im Dunkel der Abgeschiedenheit sich über umfangreiche Pläne beraten haben, haben Verschwörungen natürlich niemals stattgefunden. Verschwörung in dem Sinn, daß der Führer eingehende Beratungen gepflogen hat und sich auf Grund dieser Beratungen zu gemeinsamem Vorgehen entschlossen hat, hier kann man von einer Verschwörung nur insoweit sprechen – und ich bitte, mich hier wiederum nicht mißzuverstehen – als dies ausschließlich in den Jahren bis, sagen wir, bis 1941 zwischen mir und dem Führer der Fall war. Es hat kein anderer auch nur annähernd mit dem Führer so eng zusammenarbeiten können und war so wesentlich über seine Gedanken orientiert und hatte so den gleichen Einfluß wie ich. Also hier könnten höchstens der Führer und ich uns verschworen haben. Die anderen kommen sämtlich nicht in Frage.


DR. HORN: Die amerikanische Kriegspropaganda hat laufend von Aggressionsabsichten Deutschlands auf die westliche Hemisphäre gesprochen. Was ist Ihnen darüber bekannt?


GÖRING: Die westliche Hemisphäre, meinen Sie Amerika damit?


DR. HORN: Jawohl.


GÖRING: Zwischen Deutschland, selbst wenn es die europäischen Staaten total beherrscht haben würde, und dem amerikanischen Kontinent liegen, soweit ich mich jetzt aus meinen Geographiekenntnissen noch erinnere, ungefähr, glaube ich, 6000 Kilometer Wasser. Bei der Kleinheit der deutschen Flotte und bei dem bedauerlichen Mangel, von dem ich schon gesprochen habe, an Bombern, die diese Strecke über winden konnten, war von einer Bedrohung des amerikanischen Kontinents niemals die Rede; im Gegenteil, wir befürchteten immer die umgekehrte Bedrohung und wären froh gewesen, wenn diese nicht in Rechnung zu stellen notwendig gewesen wäre.

Was die südamerikanischen Staaten anbetrifft, so weiß ich, daß uns hier immer starke wirtschaftliche Durchdringung oder Anstreben einer Vorherrschaft vorgeworfen – propagandistisch wenigstens vorgeworfen – wurde. Wenn man die finanziellen und handelsmäßigen Möglichkeiten, die Deutschland vor dem Beginn des Krieges und während des Krieges hatte, vergleicht mit denen Großbritanniens oder der Vereinigten Staaten, dann ergibt sich auch daraus schon die Haltlosigkeit dieser Behauptung. Mit dem geringen Devisenstand und den großen Exportschwierigkeiten konnten wir hier niemals eine wesentliche Bedrohung bilden oder konkurrieren. Wäre [447] das der Fall gewesen, so würde ja auch die Haltung der südamerikanischen Staaten voraussichtlich eine andere gewesen sein. Dort regierte aber nicht die Mark, sondern ausschließlich der Dollar.


DR. HORN: Ich danke Ihnen.


DR. SIEMERS: Die Anklagebehörde hat das Tagebuch von Generaloberst Jodl unter 1809-PS vorgelegt. In diesem Tagebuch finden sich zwei Eintragungen aus dem ersten Halbjahr 1940, zu denen ich gerne Ihre Stellungnahme hätte. Die beiden Eintragungen betreffen Rußland, also zu einer Zeit, als Deutschland und Rußland befreundet waren. Ich darf noch vorweg bemerken, der Inhalt der Absichten, die in dieser Eintragung enthalten sind, mutet etwas phantastisch an; das ist der Grund, warum ich gerne von Ihnen als Oberbefehlshaber der Luftwaffe die Antwort dazu haben möchte.

Die erste Eintragung unter dem 13. Februar 1940 zitiere ich wie folgt:

»Durch Admiral Canaris erfahren, daß Staffel Rewel mit Masse von Bulgarien aus gegen den Kaukasus eingesetzt werden soll. Luftwaffe muß klären, von wem dieser abwegige Gedanke kommt.«

Die zweite Eintragung vom 3. Mai 1940 lautet, ich zitiere wörtlich:

»Führer lehnt Wünsche der Luftwaffe ab, eine Horchstelle im Kaukasus einzurichten.«

Ich bitte Sie, mir zu sagen, welche Gedanken Sie als Oberbefehlshaber der Luftwaffe bei diesen Plänen leiteten, und welche Tatsachen Ihren Gedanken zugrunde lagen?

GÖRING: Wenn diese Eintragungen auf Grund einer Meldung des Admirals Canaris, Chef Ausland/Abwehr, von Jodl im Zusammenhang mit der Sonder- Fernaufklärungsstaffel Rewel eingetragen wurden, so hängt dies damit zusammen, daß Canaris bei seinen Beziehungen zu dieser Staffel, welcher er selbst häufig Abwehr- oder Spionageaufgaben gestellt hat, von meiner Absicht dieses Einsatzes der Staffel Rewel, den ich an sich außerordentlich geheim halten wollte, erfahren und dies scheinbar dem Oberkommando der Wehrmacht mitgeteilt hat; dort stieß dieses Unternehmen, oder die Absicht desselben, auf diese völlige Ablehnung und konnte mit Recht nicht verstanden werden.

Meine Absicht dabei – und ich hatte dies persönlich angeordnet – war eine ganz klare. Der Ausdruck, daß sie in Richtung oder an dem Kaukasus aufklären soll, stimmt nicht ganz. In Richtung auf Kaukasus, Syrien und Türkei wäre richtiger ausgedrückt gewesen. Aber das kann an der Übermittlung durch Canaris liegen.

Mir waren mehr und mehr Nachrichten zugegangen, daß von seiten Vorderasiens aus Unternehmungen laufen sollten gegen die [448] russischen Ölfelder des Kaukasus und Baku – und ebenfalls Unternehmungen, um die Ölzufuhr von Rumänien nach Deutschland schwerstens zu stören. Als Oberbefehlshaber der Luftwaffe war ich ja der Hauptinteressierte an dem Hereinkommen sowohl des rumänischen als auch auf Grund der Handelsabkommen mit Rußland des kaukasischen Öls, sprich Petroleum, Benzin; denn zu dieser Zeit waren Hydrierwerke noch nicht in voller Wirkung und Ausbau. Eine Störung sowohl des einen wie des anderen Einfuhrgebietes hätte meine Luftwaffe schwerstens betroffen. Ich mußte also hier außerordentlich wachsam sein. Ich nehme vorweg, Störung des Ölgebietes am Kaukasus.

Ich habe diese Agentennachrichten durch sehr zuverlässige Leute nachprüfen lassen und dabei festgestellt, daß tatsächlich in Syrien eine Armee zusammengestellt wurde unter dem General Weygand, die den Namen »Orient-Armee« erhielt. Mehr aber interessierte mich die Zusammenziehung von Flugstaffeln im syrischen Gebiet, und zwar nicht nur französischer sondern auch englischer, und soweit mir erinnerlich, habe ich diese Nachrichten über Absichten dieser dort aufzustellenden französisch-englischen Flugzeuggeschwader durch Vertrauensleute in der Türkei, beziehungsweise Türken, bekommen, weil mit der Türkei verhandelt worden war zwecks Überfliegen ihres Gebietes, um die Absicht durchzuführen, schlagartig seitens dieser englisch-französischen Luftgeschwader das Baku-Gebiet zu bombardieren und damit die russischen Ölfelder schwerstens anzuschlagen und für ihre Lieferungen nach Deutschland auszuschalten.

Ich mußte also, oder war verpflichtet, durch Fernaufklärung laufend festzustellen, wie weit die Flug plätze in Syrien eine zusätzliche Belebung erfahren würden. An sich war sonst keinerlei Sinn und Zweck zu erkennen, daß dort Flugzeuge gerade zu diesem Zeitpunkt versammelt werden sollten; denn es war dort an sich kein Kriegsschauplatz, auch keine Bedrohung durch Deutschland in diesem Augenblick. Im Gegenteil, es wäre verständlich, daß alle englischen und französischen Flugzeuge in England und Frankreich selbst benötigt wurden.

Wenn also meine Fernaufklärung hier feststellte, daß die Flugplätze Syriens verstärkt belegt würden, wenn sie weiter feststellten, daß womöglich auch auf östlichen türkischen Flugplätzen eine Verstärkung erfolge, so wäre dieses und war dieses eine Unterstreichung der behaupteten Absichten. In diesem Fall, sobald ich das klar und völlig erkannt haben würde, mußte ich den Führer aufmerksam machen, damit seitens Deutschlands Rußland auf die ihm drohende Gefahr aufmerksam gemacht würde.

Diesem gleichen Zweck diente selbstverständlich die zweite Bemerkung, Horchstellen nicht im Kaukasus, sondern vor dem [449] Kaukasus zu errichten, und zwar war beabsichtigt, geheime Funkstellen in der Richtung der allgemeinen Fluglinie Syrien-Kaukasus, Syrien-Baku, Ost-Türkei-Baku einzurichten, eine, zwei oder drei, um festzustellen, ob in dieser Richtung sogenannte Vorbereitungsflüge seitens der fran zösisch-englischen Luftwaffe erfolgen würden, das heißt, Aufklärung erstmal über die Ölfelder und so weiter, um auch dadurch genauer ins Bild gesetzt zu werden.

Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschließend die letzten Beweise in der Hand hatte, hielt ich die Dinge noch bei mir zurück und betrieb sie nur über die meinem Sektor, der Luftwaffe, verantwortlichen Stellen, bis ich ein klares Bild bekommen konnte. Erst später, nach Beendigung des Frankreichfeldzuges erfolgte eine absolute Bestätigung dieser Absichten durch das Auffinden der geheimen französischen Generalstabsberichte und der Sitzungen des obersten gemeinsamen Kriegsrates zwischen England und Frankreich, daß meine Nachrichten durchaus richtig waren, und daß eine ausgiebige Bombardierung der gesamten russischen Ölfelder schlagartig und überraschend vorgesehen war, während die Bestätigung für das »Unternehmen der Ausschaltung der Ölfelder« Rumäniens schon vorher durch uns erkannt, der rumänischen Regierung mitgeteilt und dieser Anschlag in dem neutralen Rumänien dann verhindert wurde.


DR. SIEMERS: Ich habe Sie richtig verstanden, daß diese Pläne gemeinsam von England und Frankreich waren?


GÖRING: Jawohl.


DR. SIEMERS:... und daß Ihre Nachrichten, die Sie erhielten, darauf gingen, daß diese Angriffe auf die Ölfelder sich sowohl direkt gegen das damals neutrale Rußland als auch indirekt gegen Deutschland durch die damit ausfallende Lieferung von Öl richteten.


GÖRING: Selbstverständlich.


DR. SIEMERS: Danke.


RA. BOEHM: Herr Zeuge, ist es richtig, was die Anklage behauptet, daß Sie Reichsführer der SA gewesen seien?


GÖRING: Ich bin nicht Reichsführer der SA gewesen, diesen Titel hat es überhaupt nie gegeben. Ich bin 1923, am 9. November, Kommandeur der SA gewesen, die damals nur in Bayern und zum geringen Teil in Württemberg existiert hat.


RA. BOEHM: Wie lange sind Sie demnach Kommandeur der SA?


GÖRING: Ich sagte Ihnen eben, bis November 1923.


RA. BOEHM: Von 1921 ab...


GÖRING: Von Anfang 1923 ab.


[450] RA. BOEHM: Welcher Art ist nun dieser Zusammenhang mit der Führung der SA, mit der Unterrichtung der Leute und mit der Befehlsgebung, Ihr Einfluß vor 1923 beziehungsweise nach 1923 gewesen?


GÖRING: Ich bitte, die Frage zu wiederholen.


RA. BOEHM: Welcher Art ist Ihr Einfluß in Bezug auf die Führung der SA, auf die Unterrichtung der SA-Leute und auf die Befehlsgebung vor 1923 beziehungsweise nach 1923 gewesen?


GÖRING: Von Anfang 1923 bis 9. November 1923 ein absoluter Einfluß, das heißt, ich habe die damalige SA direkt und unmittelbar befehligt, nach 1923 hatte ich in die SA selbst nicht mehr hineinzureden und habe das auch nicht getan.


RA. BOEHM: Und wie war das vor 1923, das Verhältnis vor 1923 als auch nach 1923?


GÖRING: Wie bitte?


RA. BOEHM: Und war vor 1923 das Verhältnis Ihrerseits zu der SA das gleiche gewesen als nach 1923?


GÖRING: Ich habe das mit aller Präzision zum Ausdruck gebracht. Bis 9. November 1923 war ich Kommandeur der SA mit absoluter Befehlserteilungsbefugnis. Nach 1923 habe ich mit der SA befehlsmäßig nichts mehr zu tun gehabt, sondern war nur, ich weiß nicht in welchem Jahr, 1936 oder wann es war, ehrenmäßig mit ihr verbunden, ohne je den Befehl ausgeübt zu haben. Ich hatte ja auch keine Veranlassung dazu.


RA. BOEHM: Sie haben sich im Laufe Ihrer Vernehmung während der letzten Tage im Zusammenhang mit den SA-Leuten in der Weise ausgelassen, daß diese bereit gewesen seien, große Opfer zu bringen.

Nun möchte ich Sie bitten, mir zu sagen, welcher Art diese Opfer waren?


GÖRING: Die Opfer der SA-Männer sah ich darin, daß sie so gut wie ihre gesamte Freizeit, ohne Entgelt, der Bewegung zur Verfügung stellten, daß sie auf Familienleben und sonstige Freuden verzichteten, um in den schweren Zeiten des Kampfes um die Macht – Wahlkämpfe, die fortgesetzten Aufmärsche, Versammlungsschutz und so weiter – sich fortlaufend zur Verfügung zu stellen. Das ist besonders dann in meinen Augen doch ein erhebliches Opfer, wenn man bedenkt, daß das Gros der SA-Männer Arbeiter und kleine Angestellte waren, die die wenigen Stunden ihrer Freizeit zur Erholung eigentlich notwendiger gehabt hätten, sich aber jederzeit voll und ganz der Partei zur Verfügung stellten, um entsprechend ihrer politischen Auffassung für ihre politischen Ideale einzutreten.


[451] RA. BOEHM: Sind den Leuten materielle Vorteile versprochen worden?


GÖRING: Keinerlei.


RA. BOEHM: Ist es richtig, daß sich insbesondere nach der Machtergreifung eine Menge von kommunistischen Provokateuren in die SA eingeschlichen haben?


GÖRING: Bitte, nochmals die Frage!


RA. BOEHM: Ist es richtig, daß sich insbesondere nach der Machtergreifung eine Menge von kommunistischen Provokateuren in die SA einschleichen konnten?


GÖRING: Das ist sogar eine sehr beachtliche und wesentliche Angelegenheit. Da nach der Machtergreifung gegen die Kommunistische Partei vorgegangen wurde und sie dieses Vorgehen logischerweise ja auch erwartet hat, hat sich eine ganze Reihe, besonders in den Großstädten, wo das leichter möglich war, von Mitgliedern der Kampforganisation »Rotfront« in die SA aufnehmen lassen. Dies ging um so leichter, weil der damalige Stabschef der SA, Röhm, willkürlich SA-Männer, oder besser gesagt, willkürlich Mitglieder in die SA aufnahm, die absolut nicht so wie früher Parteimitglieder sein brauchten. Es konnte also jeder SA-Mann werden, ohne der Partei anzugehören.

Zur gleichen Zeit existierte oder wurde geschaffen von seiten der Deutschnationalen Partei Hugenbergs ebenfalls eine politische Kampforganisation, die sich »Grünhemden« nannte. Diese sollten nun ebenfalls, ähnlich wie der »Stahlhelm«, in die SA aufgenommen werden, weil sie daneben zwecklos erschienen.

Ich erinnere mich persönlich eines Tages, wie etwa vier- bis fünfhundert von diesen Leuten in der Wilhelmstraße angetreten waren, um in die SA eingegliedert zu werden. Ich sah die Leute von meinem Fenster aus und erkannte ziemlich klar und eindeutig, daß es sich hier um Elemente handelte, die nicht dazu gehörten. Ich ließ sofort Schutzpolizei anrücken und eine Visitation vornehmen. 98 Prozent dieser Männer hatten ihren kommunistischen Rotfront-Ausweis in der Tasche.


VORSITZENDER: Dr. Boehm, das Gericht ist der Meinung, daß all dies nur eine Wiederholung dessen ist, was der Angeklagte schon in seinem Hauptverhör gesagt hat; er hat uns in seinem Hauptverhör einen langen Bericht über die SA gegeben und hat dem jetzt nichts neues hinzugefügt.


RA. BOEHM: Nach der Anklage ist behauptet, daß die SA aus Terrorgangstern bestanden habe. Ich glaube verpflichtet zu sein, diese Auffassung der Anklage in dieser Richtung klarzustellen beziehungsweise aufzuklären, indem ich die Frage...

[452] VORSITZENDER: Das hat nichts mit dem zu tun, was ich gesagt habe; es mag sein, daß die Anklagevertretung das behauptet hat; es ist sogar wahrscheinlich. Was ich Ihnen jedoch erklären wollte, war, daß der Angeklagte Göring alles über diesen Gegenstand schon genau in seiner Aussage dargelegt hat, und der Gerichtshof nicht wünscht, zweimal dasselbe zu hören.


RA. BOEHM: Ja, das mag wohl bei den ersten drei Fragen in gewissem Sinne der Fall gewesen sein.

Ich möchte Sie nun weiter fragen, in welcher Weise haben Sie auf die SA eingewirkt im Zusammenhang mit dem Versailler Vertrag? Haben Sie den Leuten erzählt, der Versailler Vertrag sollte auf diplomatischem Wege gelöst oder mit Krieg gelöst werden?


GÖRING: Diese Frage ist außerordentlich schwer zu beantworten. Wenn ich 1923 vor meinen SA-Männern sprach, da konnte ich nicht viel über Diplomatie sprechen. Das hätten sie nie verstanden, sondern die Frage war ganz einfach: »Los von Versailles«.

Der kleine SA-Mann hat sich doch dabei gar keine Gedanken gemacht, wie und was, sondern das ist ja Aufgabe der Führung. Ich habe weder gesagt, ich verpflichte mich, daß Ihr niemals einen Krieg bekommt, und daß wir nur ein rein pazifistischer Verein sind, und daß wir nur mit Protesten versuchen, Versailles aus der Welt zu schaffen. Ich habe ihnen aber auch nicht gesagt: Wir wollen in den nächsten Jahren losmarschieren und Krieg machen, sondern ich habe ihnen eigentlich überhaupt nichts gesagt. Ich habe ihnen gesagt, daß sie zu gehorchen haben und der Führung zu vertrauen haben und sie es der Führung überlassen müssen, was sie tut – daß das richtig ist und eine Grundeinstellung, das wußte ja jeder SA-Mann aus dem Parteiprogramm und aus unseren Reden. In der gesamten Öffentlichkeit war der Wunsch und ich hoffe, jedes anständigen Deutschen: »Los von Versailles!«.


RA. BOEHM: Wurde nach Ihrer Kenntnis, und zwar auch außerhalb der Zeit von 1923, die SA von 1921 bis 1945 jemals in dem Sinne unterrichtet, und zwar sowohl das Organ der SA, also die SA-Führung, als auch das einzelne Mitglied der SA, daß die NSDAP beabsichtige, nach der Machtergreifung andere Staaten zu beherrschen und zu diesem Zweck Kriege zu führen, und zwar gegebenenfalls unter Mißachtung der Kriegsgesetze und unter Mißachtung der Gebote gegen die Menschlichkeit?


GÖRING: Ja, ich weiß nicht, wie man sich eigentlich die SA-Führung und die ganze SA vorstellt. Es ist doch ganz ausgeschlossen, daß sich irgendeiner hinstellt und sagt: Nun hört mal her: 1. Wir wollen alle anderen Staaten unterwerfen, unterjochen und beherrschen, 2. wir wollen dauernd nur Kriege rühren, 3. wir wollen alles [453] umbringen und uns so unmenschlich wie möglich benehmen und 4. wollen wir dabei auf keinen Fall irgendein Kriegsgesetz achten.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein anderer denn ein Wahnsinniger sich so gegenüber der SA oder irgend jemand ausgesprochen hätte. Die SA ist überhaupt nicht in irgendeiner Form politisch unterrichtet worden. Ihr wurde gesagt: Morgen ist ein Aufmarsch, und übermorgen werden Flugblätter verteilt und da wird..., was ich schon alles ausgeführt habe.


RA. BOEHM: In der Zeit der Machtergreifung kam es verschiedentlich zu Exzessen von SA-Angehörigen. Handelte es sich bei diesen um Maßnahmen einzelner Mitglieder oder entsprachen diese Maßnahmen den Anweisungen der SA-Führung?


GÖRING: Auf keinen Fall den Anweisungen, glaube ich, irgendwelcher mittlerer oder gar höherer SA-Führungsstellen. In einer Millionenorganisation junger Menschen wird immer auch ein gewisser Prozentsatz von Rowdies sein, zumal ja auch gerade in den Großstädten, wie ich vorhin ausführte, eine nicht unbedenkliche Anzahl von Provokateuren sich darinnen befand,... und, daß es dabei immer zu Einzelausschreitungen einzelner oder mehrerer Gleichgesinnter zusammen kommen wird, ist völlig unausbleiblich.


RA. BOEHM: Duldete die SA-Führung überhaupt grundsätzlich jemals Einzelaktionen von ihren Organisationsangehörigen?


GÖRING: Ich sagte schon, daß ich mit der SA-Führung sehr wenig zu tun hatte; ich glaube es aber nicht.


RA. BOEHM: Ist es richtig, daß es jemals der Polizei verboten war, gegen Exzesse einzelner SA-Angehöriger einzuschreiten?


GÖRING: Am Anfang war das durchaus nicht der Fall, das heißt, im Gegenteil, die Polizei hatte Anweisung, in dieser Richtung schärfstens durchzugreifen, und gerade der Berliner Polizeipräsident, der nicht von der Partei war, der Admiral a. D. von Levetzow, hat hier außerordentlich scharf durchgegriffen. Das mag sogar der Grund dafür sein, daß er, glaube ich, zwei Jahre später durch die dauernden Beschwerden seitens des Berliner Gauleiters Goebbels vom Führer versetzt worden ist.


RA. BOEHM: Wie ist es dann später gewesen; wenn ich Sie richtig verstanden habe, erklärten Sie, am Anfang sei das keinesfalls so gewesen, später muß es dann so gewesen sein, daß es der Polizei verboten war, wegen Ausschreitungen von SA-Angehörigen einzuschreiten?

GÖRING: Nein, so ist das nicht aufzufassen. Gegen Ausschreitungen einzelner SA-Leute ist immer wieder und zu allen Zeiten, soweit ich mich erinnere, von der Polizei eingeschritten worden. Es ist ja auch eine ganze Reihe von SA-Leuten verurteilt worden.


[454] RA. BOEHM: Wurden in der preußischen Polizei und in der Polizei der anderen Länder lediglich SA-Angehörige verwendet, oder war es nicht vielmehr so, daß alle Deutschen, die sich damals zur Verwendung in der Polizei meldeten, geprüft und diesem Prüfungsergebnis entsprechend dann auch verwendet oder nicht verwendet wurden?


GÖRING: Es fand eine Säuberung der Polizei nach unserem Begriff statt, das heißt, es wurde zunächst überprüft, welche Elemente so stark parteigebunden an die Gegner, also an die feindlichen Parteien, waren, daß ihre Verwendung nicht mehr tragbar schien. Diese wurden ausgemerzt. Das war aber nur ein geringer Prozentsatz, verglichen zur gesamten vorhandenen Polizei. Diese wurde ergänzt; auch wurde besonders die Schutzpolizei, die uniformierte, verstärkt. Freiwillige Meldungen hierfür liefen von allen Seiten ein. Es wurden natürlich zum Teil die Angehörigen der Organisationen, der eigenen, bevorzugt; aber es wurde auch eine Reihe von Leuten eingestellt, die nicht in diesen Organisationen waren, und die, die sich aus den Organisationen meldeten, mußten Eignungsprüfungen für den Polizeiberuf machen. Es ist dabei auch eine Reihe durchgefallen und nicht genommen worden; so war das, solange ich mich mit der Polizei beschäftigt habe. Späterhin kann ich nicht mehr genaue Angaben darüber machen.


RA. BOEHM: Ist es richtig, daß die SA nach 1934 in der Hauptsache neben der sportlichen Ausbildung nur noch verwendet worden ist zu Katastropheneinsätzen, zum Spalierbilden bei Aufmärschen, zur Beseitigung von Bombenschäden, zum Schneeschaufeln und ähnlichen Arbeiten?


GÖRING: Die Bedeutung der SA sank nach 1934 außerordentlich ab. Es ist ja auch verständlich, weil ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr gegeben war nach der Machtergreifung. Sie wurde in weitgehendstem Umfang zu den von Ihnen eben erwähnten Beschäftigungen eingesetzt, und während des Krieges bekam sie dann eine vormilitärische Aufgabe, und sie sollte nach dem Krieg dann das Sammelbecken für die früheren Kriegervereine bilden, dergestalt, daß diese nun in der SA als Kriegervereinigungen zusammengeschlossen wurden. Das war die Absicht, um überhaupt der SA ein weiteres Aufgabengebiet noch zuzuweisen.


RA. BOEHM: Ist Ihnen bekannt, daß der »Stahlhelm« auf Grund Vereinbarung zwischen dem Führer und Seldte geschlossen in die SA-Reserve überführt worden ist?


GÖRING: Ja.


RA. BOEHM: Ist es richtig, daß ähnlich wie der »Stahlhelm« nach 1933 durch die sogenannte Gleichschaltung auch die damaligen sportlichen Reitervereine der SA angegliedert wurden?


[455] GÖRING: Ich glaube, ja.


RA. BOEHM: Wurde die SA-Führung und ihre Mitglieder vor oder nach 1933 jeweils oder jemals über die Ergebnisse der Kabinettsberatungen beziehungsweise von den Beschlüssen des Kabinetts verständigt?


GÖRING: Ich habe das vorhin schon ausgeführt in meinen allgemeinen Ausführungen, wie man sich die Führung der SA vorzustellen hat. Nein, natürlich nicht.


RA. BOEHM: Die Anklage behauptet im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg und der Mitwirkung der SA an diesem, die SA habe an seiner Vorbereitung teilgenommen, indem sie vor dem Krieg jährlich zirka 25000 Offiziere in besonderen Schulen ausgebildet habe. Davon müßte Ihnen doch etwas bekannt gewesen sein?

GÖRING: Die Ausbildung der Offiziere der Wehrmacht erfolgte ausschließlich in wehrmachtseigenen Kriegsschulen, und ich könnte niemals verstehen, wieso die SA rein technisch und organisatorisch imstande gewesen sein soll, Offiziere für die Wehrmacht auszubilden. Zum zweiten erscheint mir die Ausbildung von 25000 Offizieren pro Jahr weit übertrieben zu dem Bedarf an Offizieren, den die Wehrmacht hatte. Es wäre ja sehr schön gewesen, wir hätten soviel gehabt; aber diese Zahl, jedenfalls auf mehrere Jahre, kann ebensowenig stimmen, wie die Tatsache, daß die SA Offiziere auszubilden hatte. Das tat die Wehrmacht ganz ausschließlich allein.


RA. BOEHM: Nun scheinen aber doch Menschen ausgebildet worden zu sein. Ist Ihnen bekannt, wo diese Leute ausgebildet worden sind und zu welchem Zweck? Ist Ihnen etwas von Führerschulen bekannt?


GÖRING: Ja, Führerschulen hat es für jede Organisation gegeben. Jede Organisation hatte Schulen, wo sie diejenigen schulte und ausbildete, die in ihren eigenen Cadres irgendeine Führerstellung bekommen sollten. Ich kann mir hier nur vorstellen, daß die Anklage es vielleicht verwechselt oder sagen wollte, daß eine Reihe der SA-Führer eine gewisse vormilitärische, provisorische Ausbildung, Kartenlesen oder ähnliches mehr, bekommen hat. Das entzieht sich aber meiner Kenntnis.


RA. BOEHM: Darf ich Sie bitten, das Verhältnis der »Feldherrnhalle« zur SA beziehungsweise zur Wehrmacht aufzuklären? Hat eine Standarte beziehungsweise ein Regiment »Feldherrnhalle« bestanden? Welche Bewandtnis hatte es damit?


GÖRING: Nachdem die SS mehrere Standarten vom Führer als Waffenträger bewilligt erhalten hat, und diese tatsächlich militärische Formationen darstellten, wie die »Leibstandarte«, »Großdeutschland« und ähnliche, bat die SA-Führung, wenigstens eine Standarte auch [456] mit Handwaffen, Gewehren, ausrüsten zu dürfen, als Paradetruppe möchte ich sagen, und diese Standarte hieß »Feldherrnhalle«.

Der damalige SA-Führer Lutze hat dem Führer vorgeschlagen, mich zum Inhaber dieser Standarte zu machen. Es ist eine Ehrenposition, wenn man Inhaber eines Regiments oder einer Standarte ist. Als ich nun zum ersten Male diese Standarte, ich glaube, geschlossen beim Parteitag in Nürnberg gesehen habe, gefiel sie mir außerordentlich, weil sie nur junges, ausgesuchtes, hervorragendes Menschenmaterial hatte.

Ich habe der SA diese Spezialehrung eigentlich sehr schlecht gedankt, denn als ich diese ausgezeichnete Standarte sah, habe ich sie wenige Wochen später kassiert, geschlossen in die Luftwaffe überführt und daraus mein erstes Fallschirm-Regiment gemacht. Damit war diese Standarte nach kurzem Dasein eine reine Wehrmachtsformation, ein Regiment der Luftwaffe, geworden. Es dauerte dann, glaube ich, auf Grund dieses für die SA unangenehmen Vorganges lange Zeit, bis sich SA-Führer Lutze entschloß, ein ähnliches Gebilde wieder unter dem Namen »Feldherrnhalle« hervorzurufen, und er hielt dieses sehr viel kleiner und dieses stand dann Posten bei der Obersten SA-Führung, und er hat mich auch nicht mehr zum Inhaber dieser Standarte gemacht.


RA. BOEHM: Nach meiner Information, sowohl die ich persönlich erhalten habe von SA-Gruppen- und Obergruppenführern als auch mir selbst aus der Literatur besorgt habe, war die »Feldherrnhalle« bis zu ihrem Übergang zur Luftwaffe nicht bewaffnet. Ist das richtig?


GÖRING: Nein, das ist nicht richtig. Ich glaube – ich kann es aber nicht unter Eid hier mit Sicherheit behaupten –, daß sie kurz vorher Gewehre bekommen hat, aber nur Gewehre. Aber ich weiß es, wie gesagt, nicht genau. In diesem Zusammenhang möchte ich noch, weil die Anklage darauf hinwies, betonen, daß dieses Regiment als Fallschirm-Regiment bereits in der Aktion »Grün« als Fallschirm-Regiment vorgesehen war. Nachdem nun die Aktion »Grün« friedlich gelöst, also die Sudetenfrage friedlich gelöst worden war, ließ ich, aber rein manövermäßig, längst nach Besetzung des Sudetenlandes dieses Regiment übungsmäßig an der Stelle abspringen oder landen, wo das ursprünglich vorgesehen war. Das ist die Landung bei Freudenthal, die in der Anklage eine Rolle gespielt hat. Zu dieser Zeit landete es aber schon in blauen Uniformen, war also schon ein Regiment der Luftwaffe. Ich hatte nur höflicherweise den SA-Führer Lutze eingeladen, sich das anzusehen.


RA. BOEHM: Hat in diesem Krieg die SA jemals eine strategische oder taktische Rolle bei der Frage des Einsatzes von Kräften gespielt?


GÖRING: Nein. Die SA ist als solche innerhalb der Wehrmacht niemals als SA oder als SA-Einheit taktisch oder sonstwie im Kampf [457] eingesetzt worden. Mag sein, daß zum Schluß im Volkssturm gewisse SA-Abteilungen aufgetreten sind.


RA. BOEHM: Sollte es richtig sein, daß die SA bei der Besetzung Österreichs, des Sudetenlandes und der Tschechei als geschlossenes Ganzes neben der Wehrmacht mitgewirkt hat?


GÖRING: Im Falle Österreich hat die österreichische SA, die an Ort und Stelle war, nicht an der Besetzung mitgewirkt, denn sie war dort an einigen Stellen als Hilfspolizei aufgerufen. Die eigentliche sogenannte »österreichische Legion«, die sich im Reiche befand, ist auf meinen ausdrücklichen Befehl und den ausdrücklichen Wunsch von Seyß-Inquart lange noch zurückgehalten worden und durfte erst nach absoluter Konsolidierung der österreichischen Lage wieder nach Hause gehen. Sie stammte ja dorther. Wie weit SA-Abteilungen im Sudetenland mit eingerückt sind, nachdem die Zone für Deutschland freigegeben war, weiß ich nicht, aber ich habe gehört, daß es sich hier auch um Sudetendeutsche handelte, die vorher haben flüchten müssen und nun zurückkehrten. Bei der Besetzung der Rest-Tschechoslowakei kann ich mir unmöglich vorstellen, daß geschlossene SA-Verbände irgendeine Rolle bei dem Einmarsch gespielt haben.


RA. BOEHM: Konnte den Mitgliedern der SA bekanntgewesen sein, daß sie möglicherweise nach der Absicht der SA-Führung zur Begehung von strafbaren Handlungen verwendet werden sollten oder könnten?


GÖRING: Das habe ich nicht ganz im Sinn verstanden.


RA. BOEHM: Konnte den Mitgliedern der SA bekanntgewesen sein, daß sie nach der Absicht der SA-Führung zur Begehung von Verbrechen möglicherweise Verwendung finden sollten?

GÖRING: Von Verbrechen keinesfalls.


RA. BOEHM: Dann wollte ich eine letzte Frage stellen, aber ich glaube, Sie haben diese schon in gewissem Sinne beantwortet. Waren den Mitgliedern der SA die Ziele und Zwecke der SA in der Weise bekannt, zu irgendeiner Zeit, oder konnten sie bekannt sein oder hätten Sie bekannt sein müssen, daß sie an diesen die Absicht der SA-Führung oder der Stabsführung hätten erkennen können, Verbrechen zu begehen, wie sie heute von der Anklage als Verbrechen gegen den Frieden, als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und als Kriegsverbrechen behauptet werden?


GÖRING: Habe ich schon beantwortet.


VORSITZENDER: Die Verhandlung wird auf 10 Minuten unterbrochen.


[Pause von 10 Minuten.]


[458] RA. BOEHM: Herr Vorsitzender! Ich möchte Sie bitten, mir zu gestatten, noch eine grundsätzliche Frage zu stellen, und zwar die Frage der Ehrenführerschaft. Es hat in der SA Ehrenführer gegeben, und zwar als Obergruppenführer, als Gruppenführer, Brigadeführer, als Standartenführer und als Sturmführer.

Herr Zeuge, ich möchte Sie nun bitten, darüber Aufklärung zu schaffen, welche Bedeutung der Ehrenführer in der Organisation der SA hatte bezüglich der Unterrichtung der SA, bezüglich der Befehlsgebung der SA, und welcher Art sein Einfluß überhaupt gewesen sein konnte?


GÖRING: Der Ehrenführer der SA war aus den verschiedenartigsten Momenten und Motiven ernannt worden. Sie hatten eine ausschließlich repräsentative Stellung, das heißt, daß sie bei Parteifestlichkeiten in der SA-Uniform eben an solchen teilgenommen haben. Sie waren keine aktiven Mitglieder der SA und auch von allen internen Vorgängen der SA, über Aufmärsche oder sonstige Aufgaben, nicht unterrichtet; sie waren rein dekorativ.


DR. RUDOLF MERKEL, VERTEIDIGER FÜR DIE GESTAPO: Herr Zeuge, kann man sagen, daß die Geheime Staatspolizei im Jahre 1933, als sie von Ihnen geschaffen wurde, ein nationalsozialistischer Kampfverband oder aber eine staatliche Einrichtung war, wie zum Beispiel die Kriminalpolizei oder andere Staats- und Reichsbehörden?


GÖRING: Ich habe schon betont, daß es sich um eine rein staatliche Einrichtung gehandelt hat, und zwar um die schon vorhandene Politische Polizei, die lediglich umgebildet und nach den neuen Staatsgrundsätzen ausgerichtet wurde. Zu dieser Zeit war auch nicht die loseste Verbindung zur Partei gegeben. Die Partei hatte keinerlei Einfluß, Befehlsbefugnisse oder Richtlinien sonst irgendwelcher Art; es war eine ausschließliche Staatsinstitution. Die Mitglieder, die vorhanden waren oder hineinkamen, waren zu dieser Zeit Beamte mit allen Rechten und Pflichten derselben.


DR. MERKEL: Hat sich an diesem Zustand seit der Übernahme der Staatspolizei durch Himmler bis 1945 nach Ihrer Kenntnis der Sachlage irgend etwas geändert?


GÖRING: Bis 1934 war es exakt so, wie ich gesagt habe. Danach verstärkte sich wohl bei dem weiteren Ausbau das Element der SS, indem vielleicht mehr Leute von diesem Sektor eingestellt wurden. Sie wurden dann aber auch mit der Einstellung – und damals mußten sie unter allen Umständen ein Examen ablegen – wurden Beamte und blieben Beamte, und ich habe dann später gehört, daß an diesem Beamtencharakter sich nichts geändert hat; aber allmählich im Laufe der Jahre haben alle Beamten, ob sie wollten, glaube ich, oder nicht, gleichzeitig irgendwie einen Rang in [459] der SS bekommen, so daß ein Gestapo-Beamter, der vielleicht bis zum Jahre 1939 oder 1940 nichts mit der SS zu tun hatte und noch aus der alten Zeit, das heißt, noch aus den Polizeibeamten der Weimarer Republik stammte, doch mit irgendeinem Rang in die SS aufgenommen wurde. Er blieb aber Beamter, das heißt, die Gestapo war ein Beamtenapparat der deutschen Polizei.


DR. MERKEL: Ist Ihnen darüber etwas bekannt, daß Himmler nach der Machtübernahme in seiner Eigenschaft als Polizeipräsident von München auch zugleich Leiter der Politischen Polizei und der Kriminalpolizei für Bayern war?


GÖRING: Soviel ich weiß, und soviel ich ausgeführt habe, wurde Himmler zunächst Polizeipräsident von München, schon ganz kurze Zeit danach-es mag sich vielleicht um ein, zwei Wochen gehandelt haben – nannte er sich Polizeikommandeur von Bayern, und dann im Laufe, glaube ich, von ein oder eineinhalb Monaten, es ging sehr rasch, wurde er praktisch – wie er sich nannte, weiß ich nicht mehr genau – aber de facto oberster Polizeichef aller deutschen Länder und freien Städte, mit Ausnahme Preußens.


DR. MERKEL: Sie sagten vorhin, daß die Beamten der Geheimen Staatspolizei in die SS übernommen wurden; geschah dies freiwillig, oder war hier ein gewisser Zwang seitens der Dienststellen ausgeübt, um diese Zugehörigkeit der Beamten in die SS zu erreichen?


GÖRING: Ich glaube, daß – ich hörte das nur von einzelnen Beamten, die ich von früher her kannte – daß sie das mußten. Sie wurden nicht in die SS übernommen, sondern sie bekamen einen Dienstrang in der SS. Es war wohl die Auffassung Himmlers, Polizei und SS, von denen beiden er der Führer war, zusammenzuschweißen. Wie er sich das vorgestellt hat, wie das im einzelnen war, das kann ich nicht sagen. Ich mag deshalb hier vielleicht auch dies und jenes nicht ganz korrekt angegeben haben; ich tat es nach bestem Wissen.


DR. MERKEL: Sie sagten vorhin, daß die Beamten 1933 aus der damals bestehenden Politischen Polizei in die Staatspolizei übernommen wurden. Geschah dies auf Grund einer freiwilligen Meldung dieser Beamten, oder wurden sie dazu kommandiert oder versetzt, in einzelnen Fällen, ohne daß sie damit einverstanden waren?


GÖRING: Es ist nicht richtig, wenn Sie sagen, daß die Beamten der Politischen Polizei des Vorstaates geschlossen in die Gestapo übernommen wurden; im Gegenteil, auf diesem Sektor wurde wohl am meisten gesiebt, denn hier befanden sich ja gerade, weil es sich um eine politische Polizei handelte, bis dato die Vertreter der uns feindlich gesinnten und entgegengesetzten Parteien. Die mußten entfernt werden. Infolgedessen kamen neue hinein, zumal sie ja erheblich vergrößert wurde. Diese Beamten, die hineinkamen, [460] wurden aus den übrigen Polizeidiensten, Kriminalpolizei und sonstiger Polizei, entnommen, und, wie ich schon ausgeführt habe, zum Teil von außen her als Neuanwerbungen unter starker Berücksichtigung selbstverständlich unserer Leute eingestellt. Wie weit hier nun regelrecht Versetzungen stattfanden, daß Herr Müller von der Kriminalpolizei zur Geheimen Staatspolizei versetzt wurde, ob er da gefragt wurde, das weiß ich im einzelnen nicht, glaube ich nicht, das halbe ich dem Leiter der Geheimen Staatspolizei überlassen. Nachdem ich die allgemeinen Richtlinien ja aufgestellt hatte, konnte ich mich nun ja nicht um jeden Kriminalrat bekümmern.


DR. MERKEL: Kennen Sie den Obergruppenführer Müller, der Amtschef IV im Reichssicherheitshauptamt war?


GÖRING: Ich kannte ihn.


DR. MERKEL: Wußten Sie, daß er und sein nächster Mitarbeiterstab aus der Politischen Polizei Bayerns vor dem Jahre 1933 stammte?


GÖRING: Das weiß ich nicht; ich weiß nur eins, daß er aus Bayern stammte.


DR. MERKEL: Ist Ihnen bekannt, daß die Geheime Staatspolizei bei den Ausschreitungen am 9. November 1938 nicht beteiligt war?


GÖRING: Ich bin immer der Überzeugung gewesen, daß sie nicht daran beteiligt war. Ich habe hier aber ein Dokument gesehen, das ihr zumindest den Auftrag gab, nicht einzuschreiten. Beteiligt war sie, glaube ich, nicht.


DR. MERKEL: Wenn ich Sie recht verstanden habe, sagten Sie neulich, daß Sie am fraglichen 9. November nach Ihrer Rückkehr nach Berlin sofort die Geheime Staatspolizei, beziehungsweise deren Chef, angerufen hätten. Geschah dieser Anruf nur deshalb, weil Sie von dort nähere Informationen haben wollten, oder geschah er deshalb, weil sie meinten, die Gestapo wäre an diesen Ausschreitungen aktiv beteiligt gewesen, hätte sie veranlaßt und durchgeführt?


GÖRING: Wenn ich der Überzeugung gewesen wäre, daß die Gestapo sie aktiv veranlaßt hätte, hätte ich mich sicherlich nicht bei ihr erkundigt. Ich habe den Auftrag gegeben an meine Mitarbeiter durch die Polizei und in diesem Falle durch die Gestapo, weil sie die notwendige Verbindung hatte, oder Kriminalpolizei, das war mir ja gleichgültig; ich konnte mich nur an den Chef der Polizei wenden, das war Heydrich, daß ich schleunigst einen Bericht haben wollte: Was war geschehen?, einen reinen Tatsachenbericht.


DR. MERKEL: Ist es richtig, daß Sie bei der Übergabe Ihres Amtes als Chef der Polizei an Himmler zum Ausdruck brachten, daß Gefangenenmißhandlung eines deutschen Beamten unwürdig sei, und Sie stets gegen Beamte mit größter Strenge vorgehen würden, die sich eines solchen Vergehens schuldig machen würden?


[461] GÖRING: Die Rede bei der Übergabe ist bekannt und enthält solche Stellen.


DR. MERKEL: Ist Ihnen bekannt, daß auch ein Befehl des RSHA, also aus der Zeit nach Ihrer Übergabe, existierte, wonach jedem Beamten und Angestellten der Staatspolizei es unter schärfsten Strafandrohungen untersagt war, Häftlinge zu schlagen oder sie zu mißhandeln?


GÖRING: Möglich, die Befehle nach meiner Übergabe kenne ich nicht mehr.


DR. MERKEL: Wissen Sie irgendwie darüber Bescheid, um diese Frage noch negativ zu stellen, daß nie ein Befehl bestanden hat, Häftlinge körperlich zu mißhandeln oder zu foltern, erstens aus der Zeit, als Sie Chef der Geheimen Staatspolizei waren, und aus der späteren Zeit?


GÖRING: Ich kann nur mit absoluter Sicherheit behaupten, daß ich keinen solchen Befehl gegeben habe oder erlaubt habe. Was sonst diesbezüglich in anderen Ländern außerhalb Preußens oder später herausgegeben worden ist oder nicht herausgegeben worden ist, entzieht sich meiner Kenntnis.


DR. MERKEL: Ist Ihnen darüber irgend etwas bekannt, daß entgegen diesen Befehlen nun tatsächlich allgemein in der Geheimen Staatspolizei solche Vorfälle sich ereigneten, oder sagen Sie, wenn es vorgekommen ist, kann es sich nur um einzelne Fälle handeln oder um einzelne Übergriffe?


GÖRING: Zu der Zeit, als ich noch unmittelbar Anteil an der Geheimen Staatspolizei genommen habe, haben sich, wie ich das offen zum Ausdruck brachte, ja auch Übergriffe ereignet. Um sie zu bestrafen, mußte man sie natürlich erfahren. Bestrafungen haben stattgefunden. Die Beamten wußten also, wenn sie derartiges taten, daß sie Gefahr liefen, bestraft zu werden. Es ist eine ganze Reihe bestraft worden. Wie die Praxis später gehandhabt wurde, kann ich auch wiederum nicht sagen.


DR. MERKEL: Ich habe keine Fragen mehr.


RECHTSANWALT LUDWIG BABEL, VERTEIDIGER FÜR DIE SS: Herr Zeuge, bestanden für die Ernennung zum Ehrenführer der SS die gleichen Voraussetzungen wie bei der SA?

GÖRING: Ich glaube, ja.


RA. BABEL: Sind Ihnen Richtlinien oder sonstige Anordnungen bezüglich der Ernennung zum Ehrenführer bekannt?


GÖRING: Nein.


RA. BABEL: Bestand die Möglichkeit, die Ernennung abzulehnen?


GÖRING: Ich glaube, ja.


[462] RA. BABEL: Ist Ihnen bekannt, welches die Gründe für den Ausbau der Waffen-SS in dem feststehenden großen Umfang nach 1939 waren?


GÖRING: Nochmal, bitte.


RA. BABEL: Ich wiederhole: Ist Ihnen bekannt, welches die Gründe für den Ausbau der Waffen-SS in dem feststehenden großen Umfange nach 1939 waren?


GÖRING: Die ersten Divisionen der Waffen-SS, die ja aus ausgesuchtem, bestem Menschenmaterial bestanden, haben sich mit außerordentlicher Bravour im Kampf geschlagen. Der Führer hat daraufhin dem Vorschlag Himmlers, noch mehr Divisionen aufzustellen, freudig zugestimmt. Das Heer und auch die Luftwaffe haben mit Recht etwas protestiert, weil durch dieses Abschöpfen an bestem Freiwilligenmaterial es in den Reihen des Heeres und der Luftwaffe dann an diesen Leuten, die dort für das Führerkorps genau so geeignet gewesen waren, zum Teil fehlte, und widersprachen deshalb dieser Ausweitung.

Der Führer wollte ursprünglich auch nicht gerne einen anderen Waffenträger als die Wehrmacht in erheblichem Umfang, hat dann aber mehr und mehr zugestimmt. Als die Ersatzschwierigkeiten im Laufe des weiteren Krieges verstärkt auftraten, hat Himmler dem Führer in gewissem Sinne vorgetäuscht, daß er in der Lage sei, noch eine ganze Reihe von SS-Divisionen aufzustellen, daß die Zugkraft seiner Werbung hierbei erheblich größer wäre und ähnliches mehr. Dem Führer war dies natürlich eine willkommene Aussage, da er ja notwendig Truppen brauchte. Tatsächlich aber wandte Himmler zu dieser Zeit schon ganz andere Methoden an, die mit einer reinen freiwilligen Werbung nicht mehr sehr viel zu tun hatten, und schuf zunächst auf dem Papier eine Reihe von neuen SS-Divisionen und Cadres. Dann fehlten ihm die Leute dazu. Er sagte dann dem Führer: Ich habe hier meine besten Unterführer aus den anderen SS-Divisionen in diese neuen hineingestellt. Aus diesem oder jenem Grunde ist der Mannschaftsersatz nicht so zugeflossen, und Heer und Luftwaffe, besonders aber die Luftwaffe, waren nun die Leidtragenden. Ich mußte aus dem Bodenpersonal und den Flakbatterien meiner Luftwaffe nun diese SS-Divisionen zum Teil auffüllen. Dies erregte bei den Männern der Luftwaffe erheblichen Unmut; denn keiner von ihnen wollte ja freiwillig zu diesen Formationen. Der Führer aber befahl dann die Abgabe, auch aus Heeres-Ersatzformationen, zum Schluß auch, soweit ich nach erinnere, aus solchen der Marine. – Ich kann nur für das Kontingent sprechen, das zwangsweise und befehlsmäßig aus der Luftwaffe entnommen wurde, und bei dem es sich nach meiner Schätzung ohne Unterlagen approximativ um mindestens 50000 Männer und Offiziere handelte. Ich [463] habe dann, weil dieses eine außerordentlich starke Erregung hervorrief, erreicht, daß alle jene aus der Luftwaffe, die in Zukunft zum Erdkampf eingeteilt werden sollten, nicht mehr zur SS kamen, sondern in neu zu gründende Fallschirm-Divisionen. Der Führer stimmte dem zu, weil in der letzten Phase des Krieges die Fallschirm-Divisionen sich als die bewährtesten und hervorragendsten der ganzen Wehrmacht gezeigt haben und auch die SS an Kampfkraft und Widerstandskraft überflügelten. Von diesem Zeitpunkt an wurden dann keine weiteren Kontingente der Luftwaffe an die SS abgegeben und, soviel ich weiß, auch keine weiteren SS-Divisionen mehr errichtet.


RA. BABEL: Ich habe keine weiteren Fragen mehr.


DR. LATERNSER: Herr Zeuge, welches war die Einstellung des Generalstabs des Heeres zu den Möglichkeiten einer kriegerischen Verwicklung mit anderen Mächten?


GÖRING: Die Einstellung war eine rein, wenn ich sagen soll, berufliche, das heißt, der Generalstab hatte sämtliche Möglichkeiten und Fälle kriegerischer Auseinandersetzungen theoretisch und praktisch zu bearbeiten. Seine Haltung bezüglich des eigenen Treibens oder der eigenen Auffassung war eine, ich muß es offen aussprechen, für einen Generalstab außerordentlich timide und zurückhaltende. Das hängt wohl damit zusammen, daß das Gros der Generalstabsoffiziere aus der Reichswehr gekommen war; und die Gedanken, die dort durch anderthalb Jahrzehnte in einer kleinen Reichswehr bezüglich kriegerischer Auseinandersetzungen vorgeherrscht haben, waren eben derartige, daß man sich das nicht gut vorstellen konnte; und so war dieser Generalstab des Heeres weit über das sonst im soldatischen Normale hinaus eigentlich leicht pazifistisch.


DR. LATERNSER: Kennen Sie Generale oder Admirale, die zum Kriege getrieben oder gar gehetzt haben?


GÖRING: Nein.


DR. LATERNSER: Ich habe keine weiteren Fragen mehr.


VORSITZENDER: Wünschen die Hauptanklagevertreter mit dem Kreuzverhör zu beginnen?


JUSTICE JACKSON: Sie sind sich vielleicht darüber im klaren, daß Sie der einzige lebende Mensch sind, der uns die wahren Ziele der Nationalsozialistischen Partei und das Funktionieren seiner Führerschaft erklären kann.


GÖRING: Darüber bin ich mir im klaren.


JUSTICE JACKSON: Sie haben von Anfang an zusammen mit den Leuten, die mit Ihnen im Bunde waren, die Absicht gehabt, die Weimarer Republik umzustürzen und haben dies später ausgeführt?


GÖRING: Das war, soweit es meine Person betrifft, mein fester Entschluß.


[464] JUSTICE JACKSON: Und sobald Sie zur Macht kamen, haben Sie sofort die parlamentarische Regierung in Deutschland abgeschafft?


GÖRING: Sie war nicht mehr notwendig für uns. An sich aber möchte ich betonen, waren wir ja außerdem auch parlamentarisch die stärkste Partei und hatten die Mehrheit. Aber insofern haben Sie recht, daß der Parlamentarismus abgeschafft wurde, weil ja verschiedene Parteien aufgelöst und verboten wurden.


JUSTICE JACKSON: Sie haben das Führerprinzip eingeführt, das Sie uns beschrieben haben als ein System, in welchem es Autorität nur an der Spitze gibt, und diese nach unten weitergeleitet und dem Volk gegenüber ausgeübt wird. Ist das richtig?


GÖRING: Ich darf, um jedes Mißverständnis auszuschalten, nochmals ganz kurz das so darstellen, wie ich es verstehe: In dem vergangenen deutschen Parlamentarismus lag die Verantwortung bei den obersten Stellen, sie waren verantwortlich gegenüber anonymen Begriffen von Mehrheiten, und von denen wurde die Autorität ausgeübt – und wir haben im Führerprinzip eine Umkehrung vorgenommen, das heißt, die Autorität ging von der Spitze von oben nach unten und die Verantwortung war von unten nach oben gegeben.


JUSTICE JACKSON: Mit anderen Worten, Sie haben nicht an eine Regierungsform geglaubt und haben keine solche erlaubt, die, wie wir es nennen, auf der Zustimmung des regierten Volkes beruht, und bei der die Staatsgewalt und Autorität vom Volke durch dessen Vertreter ausgeht?


GÖRING: Das ist nicht ganz richtig. Wir haben die Bevölkerung wiederholt von Zeit zu Zeit aufgerufen, sich zu unserem System eindeutig und klar zu äußern, nur auf einem anderen Wege, wie das vorher der Fall war und auf einem anderen Wege, wie das vielleicht in anderen Staaten der Fall ist.

Wir wählten den Weg des sogenannten Volksentscheides. Auch wir standen auf dem Standpunkt, daß sich selbstverständlich auch nach dem Führerprinzip auf die Dauer nur eine Regierung halten kann, die in irgendeiner Form im Volke vertrauensmäßig verankert ist. Wenn sie das nicht mehr gewesen wäre, mußte sie mit Bajonetten regieren, und der Führer hat immer die Auffassung vertreten, daß es auf die Dauer nicht möglich sei, gegen das Volk zu regieren.


JUSTICE JACKSON: Sie erlaubten jedoch nicht, daß diejenigen, die mit der Autorität vom Volke ausgestattet regieren sollten, gewählt wurden, sondern sie wurden von der Spitze jeweils nach unten ernannt, nicht wahr?


GÖRING: Richtig. Das Volk sollte sich nur zur Autorität, oder sagen wir mal, zum Einverständnis des Führers erklären. Gab es dem Führer sein Vertrauen, so war es seine Angelegenheit, die [465] weiteren Funktionen auszuüben, also nicht die einzelnen Personen waren nach Wunsch des Volkes auszusuchen, sondern ausschließlich die Führung selbst.


JUSTICE JACKSON: Nun, wurde dieses Führerprin zip von Ihnen in Deutschland unterstützt und angenommen, weil Sie glaubten, daß kein Volk fähig sei, sich selbst zu regieren, oder weil Sie glaubten, daß einige Völker vielleicht dazu fähig seien, jedoch nicht das deutsche Volk, und daß, gleichgültig ob einige von uns fähig sind, nach unserem System zu regieren, dies in Deutschland nicht erlaubt sein sollte?


GÖRING: Verzeihung, das letzte habe ich dem Sinne nach nicht ganz verstanden. Ich darf so vielleicht antworten: Ich habe das Führerprinzip notwendig gehalten, weil der Zustand, wie er vorher war, und den wir parlamentarisch oder demokratisch nannten, Deutschland an den Rand des Verderbens gebracht hatte. Ich darf in diesem Zusammenhang Sie vielleicht erinnern, daß Ihr eigener Präsident Roosevelt sich so ausdrückte, soweit ich mich erinnere, ich will es nicht genau im Wortlaut festlegen: Einige Völker in Europa haben die Demokratie verlassen, nicht, weil sie an sich die Demokratie nicht wünschten, sondern weil die Demokratie Männer hervorgebracht hat, die zu schwach waren, dem Volke Arbeit und Brot zu geben und es zufriedenzustellen. Deshalb haben sich die Völker von diesem System und ihren Männern entfernt. Das enthält viel Wahrheit. Das System hatte völlig abgewirtschaftet und nach meiner persönlichen Überzeugung konnte nur eine Organisation einer starken, klaren Führungshierarchie die Dinge wieder in Ordnung bringen. Wohlverstanden, aber nicht gegen den Willen des Volkes, sondern erst, nachdem das Volk durch viele Wahlen im Laufe der Zeit immer verstärkt und verstärkt seinen Willen kundgegeben hatte, der nationalsozialistischen Führung sein Vertrauen und seine Zukunft anzuvertrauen.


JUSTICE JACKSON: Die Grundsätze der autoritären Regierung, die Sie aufgestellt haben, verlangten, soweit ich Sie verstehe, daß keine Opposition geduldet wurde von seiten politischer Parteien, die die Politik der Nazi-Partei vereiteln oder hindern könnten.


GÖRING: Das haben Sie durchaus richtig verstanden. Wir hatten bis dahin genug von Opposition gelebt, und wir hatten bis dahin genug davon. Durch Opposition sind wir vollkommen heruntergekommen. Es war jetzt Zeit, keine Opposition mehr zu treiben, sondern endlich aufzubauen.


JUSTICE JACKSON: Nachdem Sie zur Macht kamen, beschlossen Sie, falls dies zur Aufrechterhaltung der Macht notwendig sein sollte, alle Oppositionsparteien zu verbieten?


[466] GÖRING: Wir haben es für notwendig gehalten, daß wir keine Opposition mehr zuließen, ja.


JUSTICE JACKSON: Und Sie hielten es auch für notwendig, jegliche individuelle Opposition zu unter drücken, damit sie sich nicht zu einer Oppositionspartei entwickeln könnte?


GÖRING: Soweit die Opposition in irgendeiner Form unsere aufbauende Arbeit ernstlich störte, wurde die Opposition dieser Einzelpersönlichkeiten selbstverständlich nicht geduldet; solange es sich lediglich um unbedeutendes Geschwätz handelte, war es belanglos.


JUSTICE JACKSON: Nun, um sicher zu gehen, daß Sie sowohl die Organisationen als auch die Einzelpersonen unterdrückten, hielten Sie es für nötig, eine geheime Staatspolizei zu haben, die die Opposition aufzudecken hatte.


GÖRING: Ich habe das schon ausgeführt, daß ich das für notwendig gehalten habe, genau so, wie vorher die politische Polizei vorhanden war, nur in verstärktem und vergrößertem Rahmen.


JUSTICE JACKSON: Und sowie Sie zur Macht kamen, hielten Sie es für notwendig, zur Aufnahme unverbesserlicher Gegner Konzentrationslager zu errichten.


GÖRING: Ich habe ausgeführt: Die Idee der Konzentrationslager ist nicht so entstanden, daß man sagte: Hier sind eine Reihe von Oppositionsmännern oder Persönlichkeiten, die in Schutzhaft genommen werden sollten, sondern sie entstanden durch den schlagartigen Einsatz gegen die Funktionäre der kommunistischen Partei, die uns ja gleich zu Tausenden und aber Tausenden anfielen, und die, als in Schutzhaft genommen, nicht in die Gefängnisse kamen; sondern es wurde notwendig, dafür, wie gesagt, ein Lager zu errichten, ein, oder zwei, oder drei.


JUSTICE JACKSON: Nun, als hoher Funktionär dieses Systems erklären Sie dies Männern, die von diesem System nicht viel verstehen. Ich möchte wissen, was notwendig war, um dieses System, das Sie in Deutschland einführten, aufrechtzuerhalten. Die Konzentrationslager gehörten zu den Einrichtungen, die Sie für notwendig hielten, sobald Sie zur Macht kamen, nicht wahr? Und Sie gründeten Konzentrationslager Ihrer Meinung nach als Sicherheitsmaßnahme?


GÖRING: Es ist mangelhaft übersetzt worden, es ging etwas zu schnell. Aber ich glaube trotzdem, den Sinn der Ausführungen verstanden zu haben. Sie fragen mich, ob ich es für notwendig gehalten hätte, sofort Konzentrationslager einzurichten, um die Opposition dort auszuschalten? Das ist richtig.


JUSTICE JACKSON: Ihre Antwort ist Ja, stimmt das?


GÖRING: Ja.

[467] JUSTICE JACKSON: War es bei diesem System auch notwendig, den Leuten das Recht auf ein öffentliches Gerichtsverfahren vor unabhängigen Gerichten zu nehmen? Und erließen Sie aus diesem Grunde eine Verordnung, derzufolge Ihre Geheime Staatspolizei einer gerichtlichen Überprüfung oder gerichtlichen Entscheidungen nicht unterworfen sein sollte?


GÖRING: Sie müssen zwei Kategorien unterscheiden: Diejenigen selbstverständlich, die irgendwie eine aktive Handlung des Hochverrates gegen den neuen Staat begangen hatten oder denen eine derartige Handlung nachgewiesen werden konnte, die wurden natürlich den Gerichten überstellt. Die anderen aber, von denen man derartige Handlungen erwarten konnte, die sie aber noch nicht ausgeführt hatten, wurden in Schutzhaft genommen, und das waren diejenigen, die in die Konzentrationslager kamen. Ich spreche jetzt vom Anfang; später hat sich da vieles geändert. Auch wenn aus politischen – um Ihre Fragen zu beantworten – aus politischen Gründen, also aus reinen Staatsraison-Gründen, eine Festnahme im Sinne der Schutzhaft verfügt war, so konnte diese nicht durch irgendein Gericht überprüft oder aufgehoben werden. Später, als zum Teil auch Leute aus unpolitischen Gründen verhaftet wurden, die sich dem System in anderer Art widersetzt hatten, haben einmal, ich erinnere mich daran noch, ich, als preußischer Ministerpräsident, und der Reichsinnenminister...


JUSTICE JACKSON: Lassen wir das. Ich habe Sie das nicht gefragt. Wenn Sie nur Antwort auf meine Fragen geben, werden wir Zeit sparen. Ihr Verteidiger wird die Möglichkeit haben, Sie alle Erklärungen vortragen zu lassen, die Sie zu geben wünschen.

Sie haben alle gerichtlichen Überprüfungen verboten und hielten es für notwendig, diese gerichtlichen Überprüfungen auszuschalten, wenn Personen in sogenannte »Schutzhaft« genommen wurden?


GÖRING: Das habe ich ganz klar beantwortet, aber ich bitte, daß ich zur Beantwortung des eben Gehörten eine Ausführung...


JUSTICE JACKSON: Das ist Sache Ihres Verteidigers. Nun, was die Konzentrationslager und die Schutzhaft betrifft...


VORSITZENDER: Der Gerichtshof ist der Ansicht, daß dem Zeugen gestattet werden soll, alle Erklärungen abzugeben, die er zur Beantwortung dieser Frage für notwendig hält.


JUSTICE JACKSON: Der Gerichtshof ist der Ansicht, daß Sie jetzt Ihre Erklärungen hierzu geben können, und wird Ihre Antworten entgegennehmen.


VORSITZENDER: Ich meine das nicht allgemein, sondern nur, soweit es sich auf diese spezielle Frage bezieht.


GÖRING: Im Zusammenhang mit Ihrer Frage, daß es durch die Gerichte nicht überprüft werden konnte, wollte ich noch ausführen, [468] daß eine Verfügung erlassen worden war, durch mich und Frick gemeinsam, daß Männern, die in das Konzentrationslager eingeliefert wurden, nach 24 Stunden der Grund ihrer Einlieferung bekanntgegeben werden sollte, und daß sie nach 48 Stunden – oder es war jedenfalls eine enge Beschränkung – einen Anwalt, das Recht auf einen Anwalt hatten. Damit aber war noch keineswegs mein Befehl aufgehoben, daß eine Überprüfung einer politisch notwendigen Schutzhaftmaßnahme durch Gerichte nicht zugelassen war. Es sollte diesen Leuten nur die unmittelbare Möglichkeit eines Protestes gegeben werden.


JUSTICE JACKSON: Schutzhaft bedeutete, daß Sie auch Leute in Gewahrsam nahmen, die noch kein Verbrechen begangen hatten, von welchen Sie jedoch annahmen, daß sie möglicherweise ein Verbrechen begehen konnten?


GÖRING: Jawohl. Es sind Leute verhaftet worden, die noch kein Verbrechen begangen haben, von denen aber man es erwarten konnte, wenn sie in Freiheit blieben, genau so, wie umfangreiche Schutzhaftmaß nahmen in ungeheurem Ausmaß ja auch heute in Deutschland stattfinden.


JUSTICE JACKSON: Es war in der Staatsform, die Sie hatten, auch notwendig, eine Organisation zu besitzen, die das Volk propagandistisch bearbeitete, seine Reaktion feststellte und der Führerschaft bekanntgab, nicht wahr?


GÖRING: Der Schluß ist wieder sehr unzusammenhängend übersetzt worden.


JUSTICE JACKSON: Sie mußten in einem derartigen Staat Organisationen zur Ausführung und Verbreitung der Propaganda haben, nicht wahr?


GÖRING: Selbstverständlich haben wir Propaganda verbreitet und dafür die Propagandaorganisation besessen.


JUSTICE JACKSON: Und Sie haben dies durch das Korps der Politischen Leiter der Nazi-Partei ausgeführt, nicht wahr?


GÖRING: Das Korps der Politischen Leiter war einesteils selbstverständlich dafür da, die Propaganda unserer Auffassung unter dem Volke zu verbreiten. Zum zweiten war es dazu bestimmt, die in der Partei Erfaßten menschenmäßig zu führen und zu organisieren.

JUSTICE JACKSON: Durch Ihr System der Gauleiter, Kreisleiter bis hinab zu den Blockleitern gingen Befehle und Weisungen von oben hinunter und Mitteilungen über die Reaktion des Volkes gingen an die Führung wieder zurück, nicht wahr?


GÖRING: Das ist richtig. Die Befehle, die Aufträge, die zu geben beabsichtigt war – für die Propaganda oder sonstiges – wurden so weit herunter gegeben, als jeweils notwendig; andererseits war [469] selbstverständlich die Reaktion auf die breite Masse des Volkes durch die Verzweigung und Verästelung bis in die letzten Teile wieder nach oben heraufzugeben, um uns über die Stimmung der Bevölkerung auf dem laufenden zu halten.


JUSTICE JACKSON: Sie mußten auch bestimmte Organisationen haben, um Befehle auszuführen – Exekutivorganisationen –, Organisationen, die, falls nötig, für Sie kämpften, nicht wahr?


GÖRING: Ja, Verwaltungsorganisationen sind selbstverständlich notwendig. Ich verstehe nicht: Organisationen zu welchem Kampf?


JUSTICE JACKSON: Nun, wenn Sie wollten, daß gewisse Leute umgebracht werden sollten, mußten Sie eine Organisation besitzen, die sie umbringen würde, nicht wahr? Röhm und die übrigen wurden doch nicht von Hitler oder von Ihnen eigenhändig getötet, nicht wahr?


GÖRING: Röhm, die Affäre Röhm habe ich hier deutlich ausgeführt. Das war ein Staatsnotakt...


JUSTICE JACKSON: Ich habe Sie nicht gefragt...


GÖRING:... und ist durch die Polizei durchgeführt worden.


JUSTICE JACKSON: Wenn es aber ein Staatsnotakt war, jemand zu töten, so mußten Sie jemanden haben, der dies ausführte, nicht wahr?


GÖRING: Ja, wie in anderen Staaten auch, ob das nun Secret Service heißt oder sonst anders, weiß ich nicht.


JUSTICE JACKSON: Und die SA, die SS und der SD, Organisationen dieser Art, waren es, die die Befehle durchführten und die Menschen körperlich erledigten, nicht wahr?


GÖRING: Die SA hat niemals einen Befehl bekommen, irgend jemanden zu töten. Die SS zu meiner Zeit auch nicht. Also, ich hatte ja auf sie keinen Einfluß. Der einzige Befehl zur Exekutionsvollstreckung, von dem ich weiß, daß er ohne Gericht gegeben worden ist, wurde gegen einige Personen im Röhm-Putsch gegeben, und dieser Befehl ist durch die Polizei vollzogen worden, also durch das Staatsorgan.


JUSTICE JACKSON: Welche Polizei?


GÖRING: Soweit ich mich erinnere, durch die Geheime Staatspolizei. Jedenfalls hatte sie als solche den Auftrag. Es war ja ein Kampf gegen Staatsfeinde.


JUSTICE JACKSON: Und die SS war für denselben Zweck da, nicht wahr?


GÖRING: In Norddeutschland zu diesem Augenblick nicht; aber wie weit das in Süddeutschland der Fall war, wo sie noch getrennt [470] waren, weiß ich nicht, wer in Süddeutschland die Aktion durchgeführt hat.


JUSTICE JACKSON: Die SS hat Verhaftungen und die Transporte der Leute in die Konzentrationslager durchgeführt, nicht wahr? Sie selbst sind durch die SS verhaftet worden, nicht wahr?


GÖRING: Ja, ja, ich sage ja, später.


JUSTICE JACKSON: Zu welcher Zeit hat die SS diese Funktion als Vollzugsorgan der Nazi-Partei ausgeübt?


GÖRING: Nachdem nach der Machtergreifung die Polizei mehr und mehr in die Hände von Himmler gelangt ist, kann sich für einen Außenstehenden nicht mehr klar das Bild abzeichnen: wo war SS tätig, wo war die Geheime Staatspolizei tätig und so weiter. Ich sagte vorhin schon, daß dann diese beiden sehr eng zusammengefaßt wurden. Es ist ja bekannt, daß die SS Lager bewacht hat, später Polizeifunktionen ausgeführt hat, später.


JUSTICE JACKSON: Und andere Funktionen in den Lagern ausgeübt hat.


GÖRING: Welche Funktionen meinen Sie?


JUSTICE JACKSON: Sie haben alle Funktionen in den Lagern ausgeübt, nicht wahr?


GÖRING: Wenn eine SS-Einheit ein Lager bewachte und ein SS-Führer der Kommandant dieses Lagers war, so kann dort ja nur diese Einheit sämtliche Funktionen durchgeführt haben.


JUSTICE JACKSON: Nun, dieses System war kein Geheimsystem. Man bekannte sich in der Öffentlichkeit zum ganzen System. Seine Vorzüge wurden in der Öffentlichkeit durch Sie selbst und andere gepriesen und jedermann, der der Nazi-Partei beitrat, war in der Lage, diese Art von Regierungssystem, das Sie errichten wollten, zu kennen, nicht wahr?


GÖRING: Jeder, der der Partei beitrat, wußte, daß wir das System des Führerprinzips hatten; wußte die bestimmten Grundlagen, die wir durchführen wollten, soweit sie im Programm bekanntgegeben waren. Es wußte aber nun nicht jeder, der der Partei beitrat, alles, was sich später ereignen würde, bis in die letzten Einzelheiten hinein.


JUSTICE JACKSON: Aber dieses System wurde ganz öffentlich errichtet und war in allen Einzelheiten wohl bekannt, nicht wahr? Was die Organisation anbetrifft, kannte jeder die Gestapo, nicht wahr?


GÖRING: Jawohl. Jeder wußte, wer die Gestapo war.


[471] JUSTICE JACKSON: Und wußte auch, was ihr Programm war, zumindest im allgemeinen, wenn auch nicht in Einzelheiten?


GÖRING: Das Programm habe ich ja ausdrücklich ausgeführt; ich habe es auch gleich zu Anfang in der Öffentlichkeit beschrieben, und ich habe auch in der Öffentlichkeit über die Aufgaben der Gestapo gesprochen, und ich habe sogar für das Ausland darüber geschrieben.


JUSTICE JACKSON: Es war auch kein Geheimnis, daß die Gestapo als politische Polizei errichtet war, auch nicht die Tatsache, daß Leute in Schutzhaft genommen wurden, auch nicht die Tatsache, daß es Konzentrationslager gab. Diese Dinge wurden nicht geheimgehalten, oder?


GÖRING: Darin war zunächst gar nichts geheim.


JUSTICE JACKSON: Und in der Tat, ein Teil der Wirksamkeit der Geheimen Polizei und ein Teil der Wirksamkeit der Konzentrationslager besteht darin, daß die Leute wissen, daß solche Stellen bestehen, nicht wahr?


GÖRING: Es ist richtig, daß jeder weiß, wenn er sich staatsfeindlich betätigt, daß er dann, je nach dem Grade seiner Betätigung, entweder in das Konzentrationslager oder wegen Hochverrats vor das Gericht kommt. Aber der ursprüngliche Zweck, weshalb zunächst die Lager kamen, war die Aufnahme der vorhandenen Staatsfeinde, die wir als solche betrachteten, mit Recht betrachteten.


JUSTICE JACKSON: Glauben Sie, daß eine solche Regierung, wie wir soeben beschrieben haben, die einzige Regierungsform sei, die man haben muß, um Deutschland zu regieren?


GÖRING: Ich möchte nicht sagen, daß die Grundmerkmale dieser Regierung und das Notwendigste an ihr die sofortige Einrichtung der Geheimen Staatspolizei und die Konzentrationslager zur Aufnahme unserer Gegner waren; sondern wir hatten darüber hinaus noch außerordentlich viel wichtigere Dinge als Regierungsprogramm festgelegt, und es sind dies nicht die Grundsäulen dieser Regierung.


JUSTICE JACKSON: Aber alle diese Dinge waren zum Schutz notwendig, wenn ich Sie richtig verstehe?


GÖRING: Ja, diese Dinge wurden notwendig auf Grund der vorhandenen Gegnerschaft.


JUSTICE JACKSON: Und ich nehme an, daß dies Ihrer Meinung nach die einzige mögliche Regierungsform ist, die in Deutschland unter den gegenwärtigen Verhältnissen wirksam sein kann?


GÖRING: Unter den damaligen Umständen war sie, nach meiner Auffassung, die einzig mögliche Form, und sie hat auch gezeigt, [472] daß Deutschland aus seinem tiefen Elend der Verarmung, der Arbeitslosigkeit in kurzer Zeit zu einer verhältnismäßigen Blüte gekommen war.


JUSTICE JACKSON: Die ganze Staatsautorität war also in eins vereinigt.

Ich komme nun auf ein anderes Gebiet. Ist es die Absicht des Gerichtshofs, die Sitzung jetzt zu unterbrechen?


VORSITZENDER: Die Verhandlung wird vertagt.


[Das Gericht vertagt sich bis 14.00 Uhr.]


Quelle:
Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nürnberg. Nürnberg 1947, Bd. 9, S. 441-474.
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