Vorwort zur dritten Auflage.

Meine gewiß nicht unberechtigte Freude darüber, daß die dritte Auflage einiger Teile meiner »Geschichte der Juden« nöthig geworden ist, wurzelt weniger in der Befriedigung der Schriftstellereitelkeit als vielmehr in dem erhebenden Bewußtsein, daß die Kenntniß dieser Geschichte mit ihrem wunderbaren Verlauf, in ihrer Glorie und ihrem beispiellosen Martyrium in weite Kreise gedrungen ist.

Diese erhöhte Interessenahme wird von der auch sonst gemachten Wahrnehmung bestätigt, daß hervorragend jüdisch-geschichtliche Thatsachen und ihre Träger gegenwärtig auch vielen gebildeten Laien bekannt sind, welche früher, zur Zeit als ich vor vier Jahrzehnten zuerst mit meiner Darstellung begonnen habe, auch universell gebildeten Theologen nur bruchstückweise und nebelhaft bekannt waren. Die Theilnahme an dem eigenartigen Geschichtsgange des jüdischen Volksstammes nimmt noch täglich zu. Man könnte versucht sein, dem ebenso giftigen, wie gewissenlos heuchlerischen und verlogenen Antisemitismus Dank dafür zu wissen, daß er diese Interessennahme geweckt und gefördert hat.

Diese neue Auflage erscheint vielfach erweitert und verbessert in Folge neuer Funde, welche seit dem Erscheinen der zweiten Auflage von Forschern gemacht und beleuchtet worden sind. Zur Vermehrung [7] und Klärung des faktisch geschichtlichen Materials – von der Literaturgeschichte abgesehen – haben wesentlich beigetragen: Amador de los Rios, Fidel Fita, Francisco Fernandez y Gonzales, Güdemann, Halberstamm, Kaufmann, J. Krakauer, Isidor Loeb, Neubauer, Emile Ouverleaux, Perles, Elie Scheid, Schorr und andere.

Zu besonderem Danke fühle ich mich meinem verehrten akademischen Kollegen, Pater Fidel Fita, in Madrid verpflichtet, daß er das von ihm gefundene und verwerthete Material für die jüdisch-spanische Geschichtsepoche mir freundlichst zugestellt hat.


Breslau.

Der Verfasser.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1890], Band 8, S. VII7-VIII8.
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