Busstage

[97] Busstage gehen in ihrem Ursprung auf die älteste christliche Gottesdienstordnung zurück, und wurden anfangs der Mittwoch und der Freitag als solche gefeiert, der erstere mit Beziehung auf den Verrat des Herrn, der andere mit Beziehung auf seine Kreuzigung; die beiden Tage wurden mit Fasten bis 3 Uhr nachmittags begangen, zugleich durch gemeinsames Gebet, Lesen der Schrift und Predigt. Busszeiten waren die 40 tägigen Quadragesimalfasten vor Ostern und zum Teil der Advent. Besondere Busstage, die sich an den Wechsel der Jahreszeiten anschliessen, waren die Quatember, Dank- und Fastentage, die seit dem 3. Jahrh. eingesetzt wurden mit Berufung auf den Propheten, der durch Fasten geheiliget sein lässt die Bitte um das Heil des Volks, worauf Gott unter anderm auch Getreide, Most und Öl die Fülle verleiht. Joel 1, 14. 2, 15–24. Anfänglich waren es drei Zeiten, am 4., 7. u. 10. Monat (vom März an gerechnet), die bis zur Mitte des 5. Jahrh. durch einen vierten zu Anfang der Quadragesima ergänzt wurden. Im fränkischen Reich wurden die Quatemberfasten durch das Konzil von Mainz 813 eingeführt. Die Tage sind Mittwoch nach Invocavit (erster Sonntag der Fasten), nach Pfingsten, nach Kreuz Erhöhung (14. Sept.) und nach Lucia (13. Dez.).

In der evangelischen Kirche wurden in erster Linie Mittwoch und Freitag für Wochenpredigten beibehalten, sodann jährliche Bet- und Busstage angesetzt an den Quatembern, in manchen Gegenden monatliche Busstage eingeführt. Namentlich im 17. Jahrh. sind neue allgemeine Bet- und Busstage in den evangelischen Ländern, zum Teil in Anlehnung an geschichtliche Ereignisse, aufgekommen, infolge der Türkennot, des 30jährigen Krieges, in der reformirten Schweiz infolge des Vilmerger Krieges.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 97.
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