Pelz

[760] Pelz. Aus den Fellen einheimischer Tiere verfertigten sich schon die Germanen ihre notdürftige Bekleidung. Es wird aber auch gemeldet, dass sie ihre Pelze auf der äussern, rauhen Seite mit köstlichen Pelzstücken geziert, die sie ihren nördlichen Nachbarvölkern abgehandelt. Bekannt ist, wie zu Karl des Grossen Zeit sich die Hofleute in der Beschaffung köstlicher Pelzmäntel überboten, und zwar werden als solche Marder- und Hermelinfelle genannt. Scandinavische und russische Pelze gehörten bald zu Ehrengeschenken, »deren Duft« – wie Adam von Bremen im 11. Jahrhundert klagt – »unserer Welt das tödliche Gift der Hoffart und Eitelkeit eingeflösst hat. Und schätzen jene nordischen Völker die Felle nicht höher denn Mist, und damit ist uns wohl das Urteil gesprochen, da eben wir mit jeglichen Mitteln, rechten oder unrechten, nach einem kostbaren Marderkleid wie nach der höchsten Seligkeit trachten.« Wohl vom Anfang des 12. Jahrhunderts an unterschied man die zarten Bälge der Zieselmaus als Buntwerk, das Fell der grauen Eichkätzchen als Grauwerk und eine Mischung beider als Buntgrau. Geschätzt waren Zobel, Biber und Hermelin. Die Pelzmäntel wurden von beiden Geschlechtern getragen, ungefähr in Knielänge, von Männern mit, von Frauen auch ohne Armstück, aber mit Kapuze, von Kriegern auch über der Brünne. Das Gesagte hat jedoch nur auf die höheren Stände[760] Bezug; den niederen sowie dem Bürgerstande war das Tragen von Pelzen bis zu Ende des Mittelalters gänzlich untersagt, während der Ritterstand, dem von Reichswegen ebenfalls Vorschriften gemacht wurden, in diesem Luxus sich nicht einschränken liess. Der Pelz wird immer weiter, schliesst, sich vorn und erhält namentlich bei den Frauen solche Länge, dass zum Tragen der Schleppe eine dienende Hand nötig wird. Im 15. Jahrhundert wird der Pelz wieder enger und verschwindet auch beim weiblichen Geschlechte so, dass ausser dem Schulterkragen nur noch eine köstliche Pelzgarnitur des Oberkleides Platz greift. Auch bei den Männern wird er in der zweiten Hälfte des genannten Jahrhunderts zu einem einfachen Überrock, während er im 16. Jahrhundert sich wieder verlängert und erweitert.

Weiss, Kostümkunde; vergl. Weinhold, deutsche Frauen, Abschnitt IX.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 760-761.
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