Salomon und Markolf

[893] Salomon und Markolf heissen[893] eine Keine älterer deutscher Dichtungen. Die erste derselben, der höfischen Epik vorausgehend, von einem fahrenden Sänger strophisch gedichtet, enthält ein Gewebe von Entführungsgeschichten, die zwischen Salomo, König von Jerusalem, und den heidnischen Königen Pharao und Princian um Salomons Weib Salome bestanden werden; Salomons Bruder Morolf erscheint dabei als listiger Diener, der jenem die zweimal durch List geraubte Gemahlin zweimal durch grössere List wiedergewinnt. Ein jüngeres, dem 14. Jahrhundert angehöriges Gedicht, Salomon und Markolf, das im 15. Jahrhundert überarbeitet wurde, stellt dem weisesten Könige den hässlichen und tölpelhaften Bauern Markolf gegenüber, der zur Verspottung der Weisheit allerlei Narrenstreiche begeht. Derselbe Stoff, der auch in lateinischer Bearbeitung vorliegt, wird schliesslich zu einem weit verbreiteten prosaischen Volksbuch verarbeitet, das zuerst 1487 zu Nürnberg erschien und den Titel führt: Frage und Antwort Salomons und Markolfi. Siehe die deutschen Dichtungen von Salomon und Markolf, herausgegeben von Friedrich Vogt. I. Band. Halle 1880.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 893-894.
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