Adméte [1]

[61] ADMÉTE, es, ( Tab. XXI.) des Euristheus Tochter, welcher ihr Vater den Gürtel gab, den Herkules der Amazonen Königinn nehmen mußte, nachdem sie selbst mit dem Herkules in der Absicht, solchen zu erlangen, wider die Amazonen gegangen war. Tzetz. ad Lycophr. v. 1327. Man erzählet von ihr, sie sey von Argos entflohen und zu Samos angelandet. Weil sie nun der Juno ihre glückliche Ankunft zuschrieb, so wollte sie derselben auch in ihrem Tempel daselbst dienen. Die Argiver aber, welche über ihre Flucht erzürnet waren, versprachen den tyrrhenischen Seeräubern eine gute Belohnung, wenn sie die Bildsäule der Juno aus diesem Tempel stehlen könnten, weil sie hoffeten, die Samier würden der Admete diesen Diebstahl zur Last legen und sie deswegen zur Strafe ziehen. Die Tyrrhener brachten auch die Bildsäule glücklich hinweg und auf ihr Schiff. Allein, da sie damit fortfahren wollten, so konnten sie nicht aus der Stelle kommen, wie viel Mühe sie sich auch deswegen gaben. Sie hielten solches für eine göttliche Strafe, und brachten also die Bildsäule wieder an das Land, sucheten auch die Göttinn durch allerhand Ceremonien wieder versöhnen. Den Morgen wurde Admete gewahr, daß die Bildsäule fehlete, und meldete solches den Samiern. Man suchete dieselbe, und fand sie endlich am Gestade. Weil man nun glaubete, daß solche zu den Cariern hätte [61] fliehen wollen, so band man sie mit Weiden an einen Baum, damit ihr nicht noch einmal die Luft ankäme, zu entlaufen. Admete aber band sie wieder los, reinigte sie und stellete sie an ihren alten Ort. Von dieser Zeit an wurde denn die Bildsäule jährlich an das Ufer gebracht, aus dem Gesichte der Menschen entrückt, und ein Fest gefeyret, welches man Tonea hieß, weil man Zweige um das Bild gewickelt und es damit gebunden hatte. Athen. Deipnos. L. XXV. C. 4.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 61-62.
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