Ancaevs [1]

[252] ANCAEVS, i, ( Tab. XI.) Neptuns und der Alta, einer Tochter des Cathestus, Hygin. Fab. 14. oder, nach andern, der Althäa, einer Tochter des Thestius, Heins. ad Hygin. l. c. oder auch der Astypaläa, des Phönix Tochter, Sohn, Apollon. lib. I. v. 185. & lib. II. v. 867. itemque Simonides ap. Schol. ad Apollon. l. c. & Pausan. Ach. c. 4. gieng unter den Argonauten mit nach Colchis; und als Tiphys starb, so wurde er selbst zum Steuermanne des Schiffes bestellet. Apollod. lib. I. c. 9. §. 23. Hygin. Fab. 19. Orpheus Argon. v. 725. Er war sonst König der Lelegen, und heurathete die Samia, des [252] Flusses Mäanders Tochter, mit der er den Perilaus, Enudus, Samus, Alitherses und die Parthenope zeugete. Asius ap. Pausan. l. c. Jedoch machen ihn auch andere zu einem Könige in Samos, als wohin er auf des Orakels Befehl eine Colonie führete. Spanhem. an Callim. Hymn. in Delum. v. 50. Sie melden insonderheit von ihm, er habe einen Weinberg gepflanzet, von dem ihm ein Wahrsager gesaget, daß er dessen Wein nicht kosten werde. Da er nun schon eine Traube in der Hand gehabt, und solche in den Becher gedrucket, so habe er den Wahrsager ausgelachet; indem aber sey auch einer gelaufen gekommen, und habe gesaget, daß ein großes wildes Schwein den ganzen Weinberg verderbe; er habe daher den Becher wieder hingesetzet, und geeilet, das Schwein zu erlegen, sey aber von demselben so empfangen worden, daß man ihn todt wieder zurück getragen, und er also den Wein dennoch nicht gekostet habe; daher denn das bekannte Sprichwort entstanden:


Πολλὰ μεταξὺ πέλει κύλικος ναὶ χείλεος ἄκρου.


Tzetz. ad Lycophr. v. 488.


welches lateinisch gegeben wird:


Multa cadunt inter calicem supremaque labra.


und übrigens mit des Sittenrichters Cato seinem Interos et offam einerley ist. Gell. lib. XIII. c. 17. Indessen erzählen solches auch andere von vorgehendem Ancäus, Lycophr. v. 485. und noch andere wollen, daß dem Ancäus sein Zufall nicht von einem Wahrsager, sondern einem seiner Knechte aus Kreta vorher gesaget worden, Didymus ap. Meurs. ad Lycophr. l. c. und zwar insonderheit, weil er seine Knechte allzusehr zur Arbeit in solchem Weinberge angestrenget habe. Aristotel. op. Schol. Apollon. ad lib. I. v. 188.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 252-253.
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