Ascalaphvs [1]

[429] ASCALĂPHVS, i, ( Tab. IX.) Acherons und der Orphne, einer Nymphe, Sohn, verrieth die Proserpina, daß sie etliche Granatkerne in der Hölle gegessen hätte, da sie sonst, nach Jupiters Ausspruche, wieder aus solcher heraus kommen können, wofür ihn aber dieselbe mit Wasser aus dem Phlegethon begoß, und in eine häßliche Eule verwandelte. Ovid. Metam. V. v. 539. Andere nennen sonst seine Mutter Gorgyra, und wollen, es habe Ceres für sein erwähntes Zeugniß einen großen und schweren Stein in der Hölle auf ihn geleget. Apollod. lib. I. c. 5. §. 3. Wenn die Fabel von Plutons Entführung der Proserpina einen historischen Grund hat: so soll dieser Askalaphus [429] ein Hofmann gewesen seyn, welcher alles mögliche gethan, die Unterhandlung der Ceres zu vereiteln, und die Auslieferung ihrer Tochter zu hintertreiben. Seine Verwandlung in eine Nachteule, und daß ein großer Stein auf ihn geleget worden, soll andeuten, daß er Aufseher in Plutons Bergwerken gewesen, und von einem Felsen erschlagen worden. Ban. Erl. der Götterl. IV B. 85 S. Es bemerket aber solches Gedicht, wie verhaßt Ankläger und Verräther sind, und wie eine Nachteule insonderheit nichts gutes bedeuten soll, wenn sie sich sehen läßt, hiernächst zwar viel Federn, aber wenig Fleisch hat; also ist ein Ankläger auch seinen Verklagten ein Unglückszeichen, jedoch aber sind auch bey ihnen oft zwar wohl Worte genug, allein wenig Wahrheit darunter. Da solcher Askalaphus ferner Acherons, oder des Flusses des Betrübnisses Sohn ist, so verursachet ein solcher Ankläger dergleichen auch insgemein den andern. Boccac. lib. III. c. 13. Wenn man aber seiner Mutter Namen gar auf die Urnen deuten will, so gründet sich dieses auf die italienische Verhunzung ihres Namens Orphna in Orna: allein da Orphna von Ὄρφνη, so viel als Finsterniß, Dunkelheit, und Nacht heißt, so möchte er sich eher dahin deuten lassen, daß Ankläger und Verräther ihre Dinge zum öftern gern im Finstern und Verborgenen thun, und nicht wollen wissen lassen, wer sie sind, die einen andern in Verdruß und Unglück zu bringen suchen.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 429-430.
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