Clytaemnestra

[754] CLYTAEMNESTRA, æ, Gr. Κλυταιμνήστρα, ας, ( Tab. XXIII.) des Tyndareus, Königes zu Sparta, und der Leda Tochter, und also eine Schwester der Helena, des Kastors und Pollux, der Timandra und der Philonoe, Apollod. lib. III. c. 10. §. 6. 7. heurathete den Agamemnon, wie ihre Schwester, Helena, dessen Bruder, den Menelaus, Hygin. Fab. 78. nachdem sie schon zuvor an den Tantalus, des Thyestes Sohn, wo nicht allerdings verheurathet, doch wenigstens von ihrem Vater versprochen war, den aber Agamemnon aus dem Wege räumete. Pausan. Corinth. c. 18. & 22. p. 116. 125. Sie zeugeten indessen in ihrer Ehe mit einander die Elektra, den [754] Orestes und andere: die Iphigenia aber schob sie dem Agamemnon unter, da sie in der That ihrer Schwester, der Helena, und des Theseus Tochter war. Nicand. ap. Anton. Liberal. c. 27. Als darauf Agamemnon mit vor Troja gieng, so hielt sie indessen mit Aegisthus daheim Haus; und, da sie hörete, daß Agamemnon die Cassandra, als eine andere Gemahlinn, mitbrächte, so faßte sie mit ihrem Ehebrecher den Rath, beyden das Leben zu nehmen. Sie thaten auch solches, indem sie dieselben beyderseits, nach einigen, im Bade, Lycophron v. 1108. nach andern bey einem Opfer, Hyg. Fab. 117. und, nach den dritten, bey einem Gastgebothe umbrachten. Hom. Od. Λ. v. 421. Sie soll dem Agamemnon insonderheit ein Hemde zum Anziehen gegeben haben, woran sie den Hals und die Aermel zugenehet, und, da er also darinnen gesteckt, daß er sich nicht helfen können, soll sie ihn mit einer Art vor den Kopf geschlagen, und also ermordet haben. Senec in Agamemn. Act. V. s. v. 891. Iuvenal. Sat. VI. v. 656. Indessen war doch Orestes von seiner Schwester Elektra, Hygin. l. c. oder seiner Amme Arsinoe, Pindar. Pyth. XL. Stroph. II. v. 2. davon gebracht, ders sonst auch hingerichtet werden sollte, wofür die gute Elektra in ein schnödes Gefängniß geworfen wurde. Senec. l. c. v. 982. So bald Orestes zu seinen Jahren gekommen war, so fragete er zuförderst das Orakel um Rath, was er wegen der Ermordung seines Vaters anfangen sollte, welches ihm denn befahl, solchen zwar zu rächen, jedoch keine offenbare Gewalt zu brauchen. Dictys Cret. lib. VI. c. 3. & ad eum Anna, Fabra. Er gieng daher zu der Klytämnestra nach Mycene; und, weil sie ihn nicht kannte, so gab er sich für einen Aeolier an, und sagte, daß Orestes gestorben wäre. Kurz hernach kam auch Pylades an, und brachte einen Todtentopf mit, worinnen des Orestes Gebeine seyn sollten. Sie wurden daher beyde mit Freuden aufgenommen: in der Nacht aber ersahen sie ihre Gelegenheit, und richteten so [755] wohl den Aegisthus, als die Klytämnestra hin. Hygin. Fab. 119. Einige wollen zwar, sie hätten Mpcene mit gewaffneter Hand überfallen, und, weil Aegisthus eben nicht daheim gewesen, so hätten sie zuerst die Klytämnestra hingerichtet, hernach aber, auch dem Aegisthus aufgepaßt, und ihn ebenfalls niedergemacht. Dictys l. c. Dieses letztere melden zwar auch andere; Sophocl. ap. Fabram ad Dictyn l. c. sie wollen aber von ersterm, oder einigem zusammen gebrachten Volke nichts wissen. Anna Fabra l. c. Indessen suchte doch ihre Hinrichtung, nach einigen, der Klytämnestra noch lebender Vater, Tpndareus, Hygin l. c. nach andern aber, Perilaus, der Klytämnestra Vetter, weil Tyndareus schon gestorben war, zu rächen. Pauan. Arcad. c. 34. p. 510. Orestes mußte sich also mit der Flucht retten; wiewohl beyde umgebrachte auch nicht gewürdiget wurden, daß man sie innerhalb der Stadt Mycene begrub, wo Agamemnon, und die, welche man mit ihm ermordet hatte, begraben waren; sondern sie wurden beyde außerhalb der Stadt, unsern von der Mauer, eingescharret. Pausan. Corinth. c. 16. p. 114. Die Tragödie, welche Sophokles von ihr geschrieben gehabt, ist verloren gegangen. Fabric. Biblioth. Gr. lib. II. c. 17. §. 3. p. 627.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 754-756.
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