Daphnis

[872] DAPHNIS, ĭdis, Gr. Δάφνις, ιδος, ( Tab. XV.) des Mercurius und einer Nymphe Sohn. Diod. Sic. lib. IV. c. 86. p. 197. Er war ein guter Flötenspieler, dabey aber sehr ungestalt von Gesichte, daher er sich stets am Berge Aetna aufhielt und sowohl Sommer, als Winter, seine Kühe daselbst weidete. Indessen verliebte sich doch Echenais, eine Nymphe, in ihn, sagte ihm aber auch, wofern er sich mit einer andern einließe, so würde er blind dabey werden. Er widerstund daher lange vieler Ansinnen, bis er endlich von einer Königinn in Sicilien mit Weine berauschet, und hernach zu ihrem Willen gebracht wurde; allein auch, nach der Echenais Prophezeyung, sein Gesicht dafür verlohr. Timæus ap. Parthen. Erot. c. 29. Er soll selbst von den Nymphen seyn auferzogen worden, den Namen von den vielen Lorbeern bekommen haben, die an dem Orte stunden, wo er sich aufhielt, sehr reich an Viehe gewesen seyn, dabey die Hirtengedichte und die sicilianische Gesangweise erfunden haben Durch seine Dienstfertigkeit erwarb er sich selbst der Diana Gnadeso fern, daß er zum öftern mit ihr gejaget, bis er endlich von des Königs Prinzessinn auf besagte Art in sein Unglück gebracht worden. Diod. Sic. l. c. Noch andere wollen wissen, daß ihn seine Mutter nach seiner Geburt weggeworfen; daß ihn die Hirten unter den Lorbeern gefunden und den Namen daher gegeben; daß ihn Pan selbst die Musik gelehret: daß er von ungemeiner [872] Schönheit gewesen; daß ihn die Echenais selbst der Augen beraubet; daß er den Mercurius darauf um Hülfe ersucht, der ihn denn in den Himmel genommen, an seine Stelle aber auf der Erde einen Brunnen entspringen lassen, wobey ihm hernach die Sicilianer jährlich ihr Opfer gebracht. Serv. ad Virg. Eclog. V. v. 20. Und wiederum andere, daß ihn seine Nymphe in einen Stein verwandelt habe, Ovid. Metam. IV. v. 277. oder er auch endlich vor Liebe selbst vergangen sey; Theocrit. Idyll. I. v. 66. Es kann aber dieser Daphnis wohl ein anderer, als vorhergehender, zu seyn scheinen, weil er den Beynamen der Idäische führet, wenn nur sonst die Critici einig genug in diesem Beynamen wären. Heins. ad Ovid. l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 872-873.
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