Dirce

[948] DIRCE, es, Gr. Δίρκη, ης, ( Tab. VI.) des Sol Tochter, deren Vater entweder wirklich Helius, oder Sol geheißen, oder sie auch ihrer ungemeinen Schönheit wegen für eine Tochter der Sonne gehalten worden. Boccac. l. IV. c. 6. Sie wurde von dem Lykus, Könige in Theben, zur Gemahlinn genommen, nachdem er die Antiope, aus Verdachte des Ehebruchs, verstoßen. Weil sie aber doch glaubete, daß Lykus annoch heimlich mit ihr in Liebe stehe, so bemächtigte sie sich derselben, steckte sie ins Gefängniß, und peinigte sie darinnen aufs grausamste. Allein, da solcher dereinst die Bande von selbst abfielen, und sie also Gelegenheit fand, sich zu ihren Söhnen, dem Amphion und Zethus, zu flüchten, so machten sich diese mit ihrem Anhange an den Lykus und erlegeten ihn. Sie bekamen auch die Dirce in ihre Hände, banden solche mit den Haaren an eines wilden [948] Ochsen Schwanz, oder vielmehr, wie es auf einer schönen Gruppe vorgestellet wird, welche man den farnesischen Stiers nennet, Montfauc. Antiq. expl. T. I. P. II. tab. ult. an die Hörner desselben, und ließen sie also elendiglich zu Tode schleifen. Darauf warfen sie dieselbe in einen Brunnen, der von ihr auch den Namen Dirce bekam. Apollod. l. III. c. 5. §. 5. & Propert. l. III eleg 14. Andere wollen, daß sie endlich selbst von dem Bacchus in besagten Brunnen verwandelt worden, weil sie dessen Priesterinn mit gewesen. Hygin. Fab. 7. & 8. Nun hat es zwar allerdings dergleichen Brunnen, und daher entstandenen kleinen Fluß zu Theben gegeben: Schol. Pindar. ap. Cellar Not. O. A. lib. II. c. 13. p. 927. T. I. & Pausan. Bœot. c. 25. p. 578. allein, es ist doch ein Gedicht, was von der Dirce dießfalls vorgegeben wird, weil besagter Brunn nicht von ihr, sondern vielmehr dem phönicischen Worte Zarka oder Zirka, welches so viel, als hell und klar heißt, den Namen bekommen, woraus die Griechen, indem sie das Z in D verwandelt, Dirce gemacht. Bochart. Chan. lib. I. c. 78. cf. Banier Entret. XIX. ou P. II. p. 257. Dess. Erl. der Götterl. IV B. 300 S.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 948-949.
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