Eteocles

[1050] ETEŎCLES, is, Gr. Ἐτεόκλης, εως, ( Tab. XXII.) des Oedipus und der Iokasta Sohn, zwang mit seinem Zwillingsbruder Polynices, gedachten seinen Vater, sich der Herrschaft zu begeben, und wegen der Blutschande, die er mit der Jokasta, ob wohl unwissend, begangen, sich eingesperret zu halten. Dabey verglichen sich beyde Brüder, ein Jahr um das andere die Herrschaft zu führen. Allein, da er, als der ältere unter beyden, sie das erste Jahr gehabt, und sie nun dem Polynices abtreten sollte, so weigerte er sich dessen; und, da alle Vorstellungen des Bruders nichts helfen wollten, so machte sich dieser endlich von Theben hinweg und zu dem Adrastus nach Argos. Dieser gab ihm nicht nur seine Tochter zur Gemahlinn, sondern brachte auch noch andere sechs Fürsten auf seine Seite, und zugleich ein starkes Heer auf die Beine, womit er den Eteokles zu zwingen vermeynete, dem Polynices zu halten, wessen sie sich mit einander verglichen. Allein, als es zum Gefechte kam, so blieben nicht nur die [1050] meisten der vereinigten Fürsten auf dem Platze, sondern da auch Eteokles und Polynices insonderheit mit einander zusammen geriethen, so richteten sie einander beyderseits hin. Diod. Sic. lib. IV. c. 67. p. 186. Cf. Eurip. Phœnis. 55–80. & 1368–1433. Einige wollen, es babe ihr blinder Vater, als er von Theben vertrieben worden, und sie es in aller Gelassenheit mit angesehen, ihnen alle Flüche auf den Hals gewünschet. Apollod. lib. III. c. 5. §. 9. Da sie sich hernach, auf obbemeldete Art, wegen der Herrschaft verglichen, so habe Polynices sie das erste Jahr geführet, und sie darauf auch dem Eteokles abgetreten: da aber dieser nach verflossenem Jahre dergleichen thun sollen, so habe er sich dessen geweigert. Id. ibid. c. 6. §. 1. Er habe auch hernach der vereinigten Fürsten Abgesandten, den Tydeus, gar schnöde abgewiesen, und alle Anstalt zu einer guten Gegenwehr gemacht, jedoch zuletzt nebst dem Polynices, sein Leben einem Zweykampfe eingebüßet. Id. ibid. §. 8. & Pausan. Bœot. c. 5. p. 551. Zum Andenken hatte man an dem Orte, wo solches geschehen, eine Säule mit einem steinernen Schilde aufgerichtet. Pausan. l. c. p. 578. Als sie nach diesem beyderseits auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurden, so theilete sich so gar der Rauch von beyden Körpern deständig von einander, ungeachtet ein heftiger Wind darbey gieng, welches als ein Zeichen ihrer hestigen Feindschaft, auch nach dem Tode, angesehen wurde. Hygin. Fab. 68. 71. & 72. Sein Sohn war Leodamas, der ihm unter des Kreons Vormundschaft im Reiche folgete. Pausan. l. c. p. 551. Sonst soll Eteokles ein Prinz von guter Tapferkeit, Stat. Theb. VII. v. 668. & ad eum Baribus l. c. allem, auch sehr heftigem Zorne gewesen seyn. Auctor Argum. ad lib. II. Theb. v. 12. & Barthius ad h. l. Es soll sich auch nachher eräuget haben, daß, da man sie beyderseits als Helden zusammen verehret, sich dennoch die Flamme bey ihrem Opfer allemal zertheilet habe. Pausan. l. c. p. 568. Ovid. Trist. l. V. ep. 5. v. 35.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1050-1051.
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