Harpalyce [1]

[1189] HARPALỸCE, es, des Harpalikus, Königs der Amymneer, in Thracien, Tochter, wurde von ihrem Vater, weil ihre Mutter ihr sehr zeitlich verstarb, durch Kühe und Pferde unterhalten, und also durch deren Milch auferzogen. Da sie zu Jahren kam, so übete er sie bester Maßen in Waffen, und bestimmete sie zugleich zu seiner Nachfolgerinn im Reiche. Sie lernete auch in der That mit den Waffen so wohl umgehen, daß, als hernach Neoptolemus bey seiner Zurückkehr von Troja den Harpalykus überfiel, und im Gefechte bereits verwundet hatte, sie einen herzhaften Anfall auf die Feinde that, und nicht nur den Vater errettete, sondern auch den Neoptolemus selbst in die Flucht schlug. Als aber nachher [1189] Harpalykus dennoch in einem Aufruhre von seinen eigenen Leuten hingerichtet worden, so begab sie sich in die Wälder, und streifete daraus auf die Hirten, wurde aber zuletzt von solchen übermannet und niedergemacht. Hygin. Fab. 193. Sie war hierbey so geschwind auf den Füßen, daß sie keiner zu Pferde einholen konnte, ja daß sie selbstüber die Flüsse zu laufen vermochte. Es stelleten ihr daher erwähnte Hirten Jägernetze, und fiengen sie darinnen. Indem sie aber damals einen jungen Ziegenbock geraubet hatte, so entstund unter den Hirten selbst ein Streit darüber, wem er gehörete. Da in demselben nun viele von ihnen umkamen, so glaubete man, daß was göttliches dahinter steckete, und suchte hernach solcher Harpalyce Geist mit einem angestelleten Kampfe, wie der Hirten ihrer gewesen, bey ihrem Grabe zu versöhnen. Serv. ad Virgil. Aen. I. v. 317.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1189-1190.
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