Helle

[1231] HELLE, es, Ἕλλη, ης, ( Tab. XX.) des Athamas und der Nephele Tochter, suchte mit ihrem Bruder, dem Phrixus, den Verfolgungen ihrer Stiefmutter, der Ino, zu entgehen. Sie setzten sich daher auf den von ihrer verstorbenen Mutter ihnen zuge schickten Widder mit dem goldenen Felle, und wollten darauf nach Kolchis gehen. Allein, als sie über die See zwischen dem thracischen Chersonesus und dem sigäischen Vorgebirge setzen wollten, so fiel sie von dem Widder herab ins Meer, und ersoff, welches von ihr den Namen Hellespontus, der Helle See, erhielt. Apollod. lib. I. c. 9 §. 1. Diod. Sic. lib. IV. c. 48. p. 174. & Lucian. Dial. select 18. Man sieht diese Geschichte auf einem herkulanischen Gemälde vorgestellet, wo aber der Widder schneeweiß ist, wie auch einige vorgeben Simonid. ap. Schol. Apollon. L. IV. 177. Helle liegt daselbst bis an die Brust im Wasser, und schreyt. Ihre Haare sind aufgelöst und naß, und sie ist meergrün gekleidet, mit einem gelben Mantel darüber Sie strecket ihren rechten Arm nach ihrem Bruder aus, welcher noch auf dem Widder sitzt, und solchen mit seiner linken um den Hals gefasset hält, mit der rechten aber nach ihr langet, und mit niederwärts gebeugtem Leibe ihr zu helfen suchet, wie es Ovidius beschreibt. Fast. L. III. 871. Er hat ein lebhaft rothes Gewand mit einem hellbraunen Saume um sich, welches ihm von den Schultern gesunken ist, und den ganzen [1231] Oberleib bloß läßt. Der Widder läuft über die See weg, in welche er mit den Hinterfüßen ein wenig eintritt und die Vorderfüße als in vollem Rennen in die Höhe hebt. Pitture ant. d'Ercol. T. III. t. 4. Ob nun gleich Helle also in der See umkam, so soll doch Neptun mit ihr auch so noch den Almopes gezeuget haben. Steph. Byz. in Ἀλμωπία.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1231-1232.
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