Hypsipyle

[1312] HYPSIPỸLE, es, Gr. Ὑψιπύλη, ης, ( Tab. XVI.) des Thoas Tochter, erhielt ihn beym Leben, als die andern Weiber in der Insel Lemnos alles Mannsvolk darum ermordeten, daß sich diese des Gestankes wegen, womit sie die Venus, ihrer Verachtung halber, bestrafete, von ihnen absonderten, und dafür ihre Sklavinnen aus Thracien beylegeten. Allein, als sie der Hypsipyle That erfuhren, so wollten sie dieselbe dafür ermorden, und konnte sie sich vor ihnen kaum mit der Flucht retten. Immittelst war sie bis dahin ihre Königinn gewesen; und, da die Argonauten in besagte Insel kamen, so ließ sich gesammtes Frauenvolk solche so wohl gefallen, daß, wie die andern von den übrigen Argonauten lauter junge Söhne zurück behielten, also auch Hypsipyle deren zween, nämlich den Euneus und Deipylus von dem Jason bekam. Wie sie sich aber besagter maßen mit der Flucht retten mußte, so gerieth sie auf der See den Seeräubern in die Hände, welche sie nach Theben brachten, und daselbst dem Könige Lykus zur Sklavinn verkauften. Hygin. Fab. 15. Dieser Lykus wird sonst auch zu einem Könige zu Nemea gemacht: Id. Fab. 74. und andere nennen ihn Lykurgus. Sie wollen, daß die Weiber in Lemnos die Hypsipyle selbst deswegen, daß sie ihrem Vater mit der Flucht davon geholfen, verkaufet, wobey sie denn von anberegtem Lykurgus zur Auferziehung seines jungen Prinzen, des Opheltes, bestellet worden. Als aber die sieben wider Theben vereinigten Fürsten bey Nemea durchzogen, und großen Mangel an Wasser litten, so trafen sie ungefähr solche Hypsipyle mit dem Ophelte an, die sie denn um Wasser befragten. Sie zeigete ihnen dergleichen, ließ aber das Kind zurück, welches ein Drache ergriff, und umbrachte. Sieh Opheltes. Hierüber wurde seine Mutter Eurydice, des Lykurgus Gemahlinn, so aufgebracht,[1312] daß sie solche ins Gefängniß steckete, und auf eine grausame Art hinrichten wollte. Mittlerweile aber kamen ihre obigen beyden Söhne dahin, und sucheten ihre verlorne Mutter. Amphiaraus, einer der erwähnten sieben Fürsten, ein guter Wahrsager, entdeckete ihnen, wo Eurydice dieselbe hingebracht hatte. Sie befreyeten sie, und nahmen sie wieder mit sich hinweg. Schmid. Prolegom. ad Pind. Nem. p. 2. Diese Söhne heißen bey einigen auch Evenus und Nebrophonus, Apollod. l. c. bey andern aber Thoas und Euneus. Schmid. l. c. Man findet nicht, wo sie endlich selbst geblieben, wohl aber, daß sie wegen der Erhaltung ihres Vaters, mit unter die piissimas gerechnet werde. Hygin. Fab. 254.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1312-1313.
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