Ingenicvlvs

[1345] INGENICṼLVS, i, Gr. Ἐν γόνασιν, am Himmel, ist nach einigen der Herkules, wie er mit dem hesperischen Drachen kämpfet, welchen Kampf Jupiter dermaßen bewundert, daß er ihn zum Andenken auch am Himmel vorgestellet. Erathosten. Cataster. 4. Andere hingegen sehen solchen Engonasin, wie er auch im Lateinischen genannt wird, für den Kreteus, Lykaons Sohn, an, wie er kniet und mit ausgebreiteten Händen seiner Tochter, der Kallisto, Verwandelung in einen Bär, beklaget, und gleichsam bittet, daß ihm die Götter selbige wieder geben sollen. Ariethus ap. Hygin. Astron. Poet. l. II. c. 6. Noch andere geben ihn für den Theseus an, wie selbiger den großen Stein aufhebt, unter welchem Aegeus diejenigen Dinge verstecket hatte, womit er dereinst erweisen [1345] sollte, daß er sein Sohn sey. Hegesianax ap eumd. l. c. Die vierten machen ihn zu dem Thamyris, der von den Musen im Kampfe überwunden worden, und, da sie ihn hernach des Gesichts beraubet, ihnen dafür zu Fuße gefallen. Die fünften machen den Orpheus aus ihm, wie er von den thracischen Weibern zerrissen wird; Ibid. Die sechsten sehen ihn zwar wiederum für den Herkules an, allein, wie er mit den Liguriern kämpfet, da sie ihm Geryons Rinder abnehmen wollen; Ibid. Die siebenten halten ihn für den Ixion, wie er in der Hölle gebunden liege; und die achten endlich für den Prometheus, wie er an den Kaukasus angeschmiedet wor den. Ibid. Den Namen hat er von in und genu, oder im Griechischen, von ἐν und γόνυ, weil er auf dem einen Knie zu sitzen scheint.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1345-1346.
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