Lamia [2]

[1424] LAMIA, æ, des Belus und der Libye Tochter, gefiel wegen ihrer Schönheit dem Jupiter so sehr, daß er mit ihr einen Sohn zeugete. Weil aber Juno solchen aus Eifersucht umbrachte, so wurde Lamia nicht nur vor Betrübniß ganz häßlich, sondern raubete auch und tödtete dargegen andere Kinder wieder, die sie erhaschen konnte. Duris ap. Suid in Λαμία, s. T. II. p. 412. Phavorin. ap. gyrald. Synt. XV. p. 447. Von ihr sollen die Lamien den Namen haben, welche sonst auch Empusen, Mormolocien, und Striges genannt werden. Gyrald. l. c. Man giebt solche für Gespenster aus, die nach Menschenfleische und Blute sehr begierig gewesen und daher junge Leute durch allerhand Reizungen an sich zu locken gesuchet. Zu dem Ende nahmen sie denn wohl die Gestalt schöner junger Frauenspersonen an, die den Vorbeygehenden ihren weißen Busen sehen ließen. Philostr. vita Apollon l. IV. c. 25. Sie sollen von dem arabischen Worte lahama, zerfleischen, zerreißen, seyn benannt worden. Bochart Chan. l. I. c. 33. Es ist aber wahrscheinlicher, daß ihr Namen von λαιμὸς, der Rachen, die Kehle, hergenommen worden, weil man auch die gefräßigste Art Fische Lamia genannt. Olear. ad Philostrat. l. c. p. 165. Außerdem hält man sie auch wohl für Frauenspersonen, die zu Hause ihre Augen in besondern Gefäßen aufheben, und [1424] folglich an sich blind sind, wenn sie aber ausgehen, sich dieselben in den Kopf setzen, und also sehen können; Plutarch. de Curios. c. 3. p. 515. T. II. Opp. Ferner werden sie für gar besondere Gespenster gehalten, welche sich bald in diese, bald wieder in eine andere Gestalt verwandeln, und den Menschen also schaden. Sieh Empusa.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1424-1425.
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