Libitína

[1466] LIBITÍNA, æ, ein Beynamen der Venus, unter welchem sie zu Rom verehret wurde. Sie hatte daselbst ihren Hayn und Tempel, in welchem sich unter andern auch der Schatzkasten befand, worinnen man das Geld beylegete, welches bey jeder Leiche abgegeben wurde, und woraus denn ordentlich abzunehmen stund, wie viel Personen das Jahr lang in der Stadt gestorben waren. L. Piso ap. Dion. Hal. A. R. l. IV. c. 2. p. 220. Nach einigen wurde auch in diesem Tempel alles verkauft, was zu den Leichen gehörete. Plutarch. Qu. Rom. 22. p. 269. T. II. Opp. Der allgemeine Begräbnißplatz lag allernächst bey demselben; Schol. ined. ad Iuvenal. Sat. XII. v. 122. daher hieß denn auch das Thor nach solchem das Libitinische. Lamprid. in Commodo. c. 16. Sie war aber denn fast einerley mit der epitymbischen Venus der Griechen. Plut. l. c. & Alex. ab Alex. l. IV. c. 16. Indessen wird sie von einigen nicht sowohl für die Venus, als Proserpina, [1466] gehalten. Gyrald de vario sepeliendi ritu c. 1. & ad eum Fæsius l. c. p. 688.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1466-1467.
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