Pietas

[2012] PIĔTAS, átis, eine Göttinn der Römer, welcher Manius Acilius Glabrio zuerst einen Tempel in der XI Region auf dem Kräutermarkte, Livius l. XL. c. 34. und sodann Acilius Balbus noch einen in der IX Region an dem Orte erbauete, wo eine Tochter ihre gefangene Mutter mit ihren Brüsten unterhielt, welche Hungers sterben sollte, und welcher denn die Obrigkeit, als sie es erfuhr, deswegen das Leben und beyden auf ihre Lebenszeit Unterhalt schenkete. Val. Max. l. V. c. 4. Plin. H. N. l. VII. c. 36. & Freinsh. Supplem. Livii l. XLIX. c. 36. Da diese Pflicht der Verehrung und Liebe entweder das höchste Wesen, oder die Aeltern und Kinder, oder auch das Vaterland zum [2012] Gegenstande hat: so ist auch ihre Abbildung auf Münzen und andern alten Denkmaalen nach deren Beschaffenheit verschieden. Man sieht sie oft als ein ehrbares Frauenzimmer geschleyert vor einem Altare, auf welchem Feuer brennet, mit einer Opferschale stehen, wie auf einer Münze des L. Aelius. Croyac. reg. & imper. num. t. 40. n. 14. Und fast eben so auf einer des Antoninus Pius. Ib. t. 41. n. 6. Auf einer andern aber ist sie ungeschleyert vor dergleichen Altare, und hält in der rechten ein Gefäß, oder einen Korb mit Früchten, und mit der Linken hält sie ein Thier zum Opfer an den Vorderpfoten. Ibid. n. 7. Zuweilen hat sie nur ein Weihrauchkästchen, oder streuet Weihrauch auf den Altar, oder breitet auch bloß die Hände vor demselben aus. Agostin. Dialog. II. p. 31. Auf einer Münze der Lucilla sitzt sie mit dem Weihrauchskästchen vor einem solchen brennenden Altare. Croyac. l. c. t. 50. n. 18. Oft findet man nur den bloßen Kopf derselben mit einem vorn etwas erhabenen Diademe, entweder geschleyert oder ungeschleyert. Wilde gem. ant. p. 20. n. 35. Die gegen die Aeltern hat gemeiniglich einen Storch bey sich zum Merkmaale. Agost. l. c. p. 33. Croyac. l. c. t. 4. n. 14. Dahin könnte man des Antonius Münze rechnen, auf welcher sie in der Rechten das Weihrauchskästchen, in der Linken ein Füllhorn trägt, auf welchem oben zween mit den Köpfen gegen einander gekehrte Störche sitzen. Croyac. t. 8. n. 14. Eine andere Münze desselben, worauf sie mit einem Steuerruder, einem Füllhorne und einem vor sich stehenden Storche vorkömmt; Ib. n. 13. deutet man auf dessen brüderliche Liebe. Beger. comment. ad ill. p. 15. & Thesaur. Brand. T. II. p. 534. Wenn man die gegen Kinder andeuten wollen, so hat man ihr eins, zwey, drey oder mehr derselben zuge. fellet, die vor, hinter oder um sie stehen, und wovon sie zuweilen eins oder zwey auf dem Arme hat, wobey sie bald sitzt, bald steht, und mannichmal auch einen Spieß hat. Agostin. l. c. Croyac. l. c. t. 22. n. 23. t. 32. n. 15. t. 36. n. 22. Statt dessen hat sie auch wohl [2013] eine Opferschale oder ein Weihrauchkästchen. Ib. t. 18. n. 10. t. 45. n. 11. Auf einer Münze der Faustina hat sie ein Kind vor sich stehen, und in der rechten Hand hält sie zwo Kornähren in die Höhe, in dem linken Arme aber trägt sie ein Füllhorn. Angeloni histor. Aug. p. 191. Als eine Frau, die ein Kind an der Brust hat, und es säuget, sieht man sie auf einer Münze der Theodora, des Kaisers Constantius Gemahlinn. Beger. Thes. Brand. T. II. p. 788. Die Ehrfurcht und Liebe gegen seinen Fürsten und das Vaterland wurde so vorgestellet, daß zwo Personen einander die Hände gaben, wie auf einer Münze des Commodus, wo die ältliche den Senat, die andere aber den Kaiser vorzustellen scheint. Ib. p. 680. & Croyac. l. c. t. 51. n. 14. oder auch daß zwo Personen an einem Altare gemeinschaftlich mit einander opfern. Ib. t. 60. n. 11. & Beger. l. c. p. 740.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2012-2014.
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