Pvlydamas

[2041] PVLYDĂMAS, antis, des Nicias Sohn, aus Skotussa, in Thessalien, der größte und stärkste unter allen Menschen, wenn man die Heroen oder noch ein älteres Geschlecht Menschen ausnimmt. Er war einer der angesehensten Pankratiasten oder Kämpfer in den olympischen Spielen, und hatte sich noch auf andere Art einen großen Namen erworben. Die Begierde, dem Herkules nachzuahmen, trieb ihn an, daß er einen großen und starken Löwen auf dem Berge Olympus ohne Gewehr angriff und tödtete. Eine andere bewundernswürdige Probe seiner Herzhaftigkeit war, daß er unter einer Heerde Ochsen den größten und wildesten an einem Hinterbeine ergriff, und ihn an der Klaue fest hielt, er [2041] mochte springen und stoßen, wie er wollte, bis er sich endlich mit Gewalt losriß und ihm die Klaue in der Hand ließ. So soll er auch einen Wagen im schnellesten Fahren haben aufhalten können, wenn er nur mit einer Hand hinten angefaßt, da denn die Pferde sogleich still stehen müssen. Der K. Darius Nothus in Persien ließ ihn nach Susa kommen, woselbst er sich mit dreyen von dessen Trabanten, welche die Unsterblichen hiessen, zugleich in einen Kampf einließ und sie alle drey erlegete. Man hatte ihm zu Olympia eine Bildsäule errichtet, an dessen Fußgestelle diese Thaten stunden. Pausan. El. post. c. 5. p. 352. Gleichwohl soll ihn bey seiner Zurückkunft aus Persien, da er zum zweytenmale zu den olympischen Kampfspielen gekommen, der Pelleneer, Promachus, überwunden haben, welches die Thessalier aber nicht eingestehen wollten. Id. Achaic. c. 27. p. 453. Eines Tages gieng er mit einigen seiner Zechbrüder in eine Höhle, sich allda zu erfrischen. Zum Unglücke aber bekam der Felsen einen starken Riß, und schien gleich einstürzen zu wollen. So bald solches die andern sahen, eileten sie davon. Er hingegen blieb, stellete die Hände unter und wollte den ganzen Berg vom Einsturze aufhalten, fand aber darunter sein Grab. Id. El. post. l. c. p. 353. Weil er auch wohl mit Bewaffneten nackend zu kämpfen pflegen, so haben ihn einige auf einem geschnittenen Steine so vorgestellet sehen wollen. Es soll aber solcher vielmehr den Dioxippus und Corragus anzeigen. Beger. Thes. Brand. T. I. p. 105.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2041-2042.
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