Salmacis

[2153] SALMĂCIS, ĭdis, eine Nymphe in einem besondern Brunnen, in Carien, welche den Hermaphroditus, als er sich dessen schönes Wasser verführen ließ, in selbigen zu steigen, dergestalt aus Liebe umfassete, daß sie ihn durchaus nicht wieder wollte gehen lassen, auch endlich so viel von den Göttern erhielt, daß sie in eine Person zusammen wuchsen. Hiervon bekam solcher Brunnen hernachmals die Eigenschaft, daß, wer daraus trank, ganz weibisch wurde. Ovid. Metam. IV. v. 285. & brevius Lact. Plac. Narrat. l. IV. Fab. 11. Sieh Hermaphroditus. Allein, nach einigen machten der Reichthum und die Ueppigkeit die Leute, die um solchen Brunnen wohneten, weibisch, nicht aber das Wasser desselben. Strabo l. XIV. p. 656. Andere wollen, da die griechische Colonie die alten barbarischen Einwohner dasiger Gegend gezwungen, sich auf das Gebirge zu begeben, solche aber sonst kein Wasser, als aus diesem Brunnen,[2153] haben können, so hätten die Griechen ihre Buden dabey aufgeschlagen, und zugleich allerhand Lebensmittel dabey verkauft. Hierdurch hätten sie denn endlich die Barbarn gewonnen, und so geschmeidig gemacht, daß sie gegen ihre vorige harte Art ganz zu Weibern geworden zu seyn geschienen, welches hernach die Poeten nach ihrer Art verblühmet hätten. Vitruv. l. I. c. 8. & Banier Entret. XIX. ou P. II. p. 203. Dess. Erl. der Götterl. V. B. 386 S.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2153-2154.
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