Sisithrvs

[2495] SISITHRVS, i, Gr. Ξισούθρος, ου, der zehnte chaldäische König vor der Sündfluth, und des Otiartes oder Ardates Sohn. Kronus oder Saturn eröffnete ihm im Traume, den 15ten des Monates Däsia oder Desius, sollte das menschliche Geschlecht durch eine Wasserfluth vertilget werden, und er daher den Ursprung, Fortgang und das Ende aller Dinge aufschreiben und solches in der Sonnenstadt Sippara vergraben. Er sollte sich auch ein Schiff bauen, den nöthigen Vorrath hinein schaffen, mit seinen Angehörigen und nächsten Freunden hinein gehen, und alle Arten der Vögel und vierfüßigen Thiere mit hin ein nehmen. Wenn man ihn bey Besorgung dieses alles fragete, was er vorhätte, so sollte er antworten, er wolle zu den Göttern fahren und für die Glückseligkeit des menschlichen Geschlechtes bitten. Xisuthrus gehorchete [2495] und bauete ein Schiff, das fünf Stadien lang und zwo breit war. Kaum hatte er sich hinein begeben, so wurde die Erde überschwemmet. Nach einiger Zelt ließ er einige Vögel ausfliegen, die bald wieder zurück kamen: das dritte Mal aber blieben sie aus. Dieß ließ ihn muthmaßen, daß die Erde wieder trocken geworden. Er öffnete sein Schiff, und sah, daß es sich auf einen Berg gesetzet, da er denn mit seiner Frau, seinen Kindern und dem Steuermanne dasselbe verließ. Sie betheten die Erde an, errichteten einen Altar, opferten den Göttern, und verschwanden. Als diejenigen, die im Schiffe geblieben waren, sie nicht wie der kommen sahen, so giengen sie ebenfalls heraus und sucheten und riefen sie vergebens. Eine Stimme aber meldete ihnen endlich, Xisuthrus wäre wegen seiner Frömmigkeit mit seiner Gesellschaft zu den Göttern gegangen, daselbst zu wohnen. Sie befahl ihnen, seine vergrabenen Schriften zu holen und nach Babylon zu gehen. Alexandr. Polyhist. ap. Syncell. p. 30. sq. & Abyden. ap. eund. p. 38. sq.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2495-2496.
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