Smyrna

[2230] SMYRNA, æ, Gr. Σμύρνα, ης, ( Tab. VI.) des Cinyras, Königs zu Assyrien, und der Cenchreis Tochter. Hyg. Fab. 58. Einige nennen ihre Aeltern Theias und Arithyia. Ant. Liberal. c. 33. Man heißt sie auch wohl Zmyrna, Hygin. Fab. 251. imgleichen Myrrha. Ovid. Metam. X. v. 310. Ihre Mutter zog ihre Gestalt selbst der Schönheit der Venus vor. Dafür aber machte diese zur Strafe, daß sich Smyrna in ihren Vater verlieben mußte. Ungeachtet sie nun dieser unartigen Liebe dadurch zu entgehen suchte, daß sie sich selbst zu erhängen trachtete, so hinderte dennoch ihre Amme sie daran, und schaffte vielmehr Gelegenheit, daß sie unbekannter Weise mit ihrem Vater zusammen kam. Hygin. Fab. 58. Als solcher Umgang eine Zeitlang gewähret hatte, so wollte Cinyras, oder Theias, doch gern sehen, was er für eine Beyschläferinn hätte, und brachte daher, ehe es sich diese versah, ein Licht hervor. Er erschrack aber ungemein, als er sah, daß es seine eigene Tochter war. Ant. Liberal. l. c. Der Zorn ergriff ihn, und er wollte sie mit dem Schwerte nieder machen: sie entgieng ihm aber noch mit der Flucht. Weil er nun nicht nachließ, sie ganzer neun Monate zu verfolgen, so wurde sie endlich, aus Mitleiden der Venus, in einen Myrrhenbaum verwandelt. Ovid. Met. X. v. 472. Tzetz. ad Lycophr. v. 829. & Theodor. ap. Plutarch. Parall. minor. v. 22. Nach andern bath sie gleich bey ihrer Entdeckung, die Götter möchten sie in etwas verwandeln, welches weder unter die Lebendigen, noch unter die Todten gehörete; daher sie denn Jupiter in besagten Baum verwandelt habe. Sie soll auch noch jährlich ihr [2230] Schicksal beweinen, welche Thränen denn eben die Myrrhen selbst seyn sollen. Ant. Liberal. l. c. Sie war aber schwanger und gebar, da sie schon verwandelt worden, den Adonis, welcher sie an der Venus wieder rächete. Hyg. l. c. Dagegen erstach sich ihr Vater, nachdem ihm seine Unthat bekannt geworden. Ant. Liberal. l. c. Einige wollen, sie habe selbst die Venus dadurch böse gemacht, daß sie gesaget, als sie sich einst die Haare gekämmet, Venus selbst hätte sie nicht so schön. Schol. Theocr. Idyl. I. 109. Man will auch, sie habe die Götter gebethen, zu verschaffen, daß sie nicht zu sehen seyn möchte, als sie ihr Vater bald mit dem Schwerte erreichet gehabt. Apollod. l. III. c. 13. §. 4. Noch andere wollen, sie habe eigentlich Mor geheissen, und sey Ammons Gemahlinn gewesen, welche ihren Vater, Eynnor, als er einst ziemlich getrunken gehabt, entblößt liegen gesehen, und es ihrem Gemahle gesagt. Als dieser solches dem Eynnor wieder berichtete, so empfand er es so übel, daß er sie aufs grausamste verfluchte. Sie begab sich also, damit sie ihm aus den Augen käme, nach Aetolien, und von da nach Aegypten. Clericus ap. Banier Fntret. VII. ou P. I. p. 175.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2230-2231.
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