Stymphalides

[2267] STYMPHALĬDES, um, Gr. Στυμφαλίδες, ων.

1 §. Namen. Den Namen haben diese Raubvögel nach einigen, von dem See Stymphalus, in Arkadien, wobey sie sich aufhielten, Interpres Pausan. Arcad. c. 22. p. 488. nach andern aber, von dem Stymphalus, einem alten Helden, bekommen, für dessen Töchter sie gehalten werden. Mnaseas ap. Schol. Apollon. ad l. III. v. 1055.

[2267] 2 §. Wesen und Aufenthalt. Sie waren große Vögel, welche eiserne Flügel, Schnäbel und Klauen sollen gehabt haben. Timagetas ap. Nat. Com. l. c. Sie hielten sich in ungeheurer Menge an dem See Stymphalus in Arkadien auf, wo sie so wohl andere Thiere, als auch selbst die Menschen, anfielen und fraßen. Sie waren von der Größe der Kraniche und dem Ibis gleich: jedoch hatten sie einen stärkern, aber nicht so gekrümmten Schnabel Pausan. Arcad. c. 22. p. 488. Nicht weniger sollen sie mit ihren Federn, wie mit Pfeilen, haben schießen, und also einen Menschen erlegen können. Hygin. Fab. 30. & Schol. Apollon. ad l. II. v. 384. Apollon. ipse l. c. v. 1035. & ad eum Schol. l. c. Sie waren aber, nach einiger Meynung, erst aus Arabien dahin gekommen, wo es dergleichen soll gegeben haben, welche den Menschen so aufsätzig gewesen, als die Löwen und Panther. Sie sollen mit ihren Schnäbeln selbst eherne und eiserne Panzer haben durchbrechen können, wenn man sich aber mit einer gewissen Art Rinde verwahret hat, mit ihren Schnäbeln darinnen stecken geblieben seyn, und sodann gefangen werden können. Pausan. l. c. Es wurde den Argonauten in der Insel Aretias nicht wenig Schaden von ihnen zugefüget. Schhol. Apollon. ad l. II. v. 386. Sie schossen mit ihren Federn nicht anders, als mit Pfeilen, auf sie, verwundeten auch wen Oileus. Jedoch erwehreten sie sich, nach einigen, ihrer, auf des Phineus Rath, noch dadurch. daß sie mit ihren Schildern und Spießen ein großes Getöse machten, wovon sie denn schüchtern wurden und davon flogen. Hygin. Fab. 20. & Apollon. l. II. v. 1048.

3 §. Vertilgung. Als Eurystheus unter andern dem Herkules befahl, auch diese Vögel zu vertreiben: so gab ihm Pallas ein besonderes Klapperzeug, welches Vulcan verfertiget hatte. Mit diesem machete er ein dermaßen großes Geräusch, daß sich endlich dieser Schwarm Vögel aus dem Gesträuche empor hub, und dem Herkules also Gelegenheit gab, sie mit seinen Pfeilen [2268] zu erlegen. Apollod. l. II. c. 4. §. 6. Man findet solches noch auf einer nicänischen Münze vorgestellet, orauf ein nackter Mann geht, der einen Bogen in der erhabenen linken Hand hält, und mit der rechten einen Pfeil aus dem von seinen Schultern herabhängenden Köcher nimmt, wobey er sorgfältig in die Höhe sieht, und ein Paar mit Pfeilen durchschossene Vögel neben ihm niederfallen. Froel. tentam. p. 320. Auf einem alten Marmor sieht man drey derselben auf den Herkules zufliegen, der eben einen Pfeil wider sie verschossen hat. Beger. Meleagrid. p. 24. Doch wollen andere, daß er sie nur verjaget. Diod. Sic. l. IV. c. 13. p. 154. und zwar insonderheit bis in die Insel Arkadien verfolget habe. Apollon. l. II. v. 384. & ad eum Schol. l. c. v. 1055.

4 §. Eigentliche Beschaffenheit. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie nichts, als eine Bande Räuber gewesen, welche sich in dem Gebüsche am stymphalischen See ehemals aufgehalten, die aber Herkules aufgesucht und vertrieben hat. Voss. Theol. gent. l. III. c. 99. & Banier Entret. XIV. ou P. II. p. 71. Dess. Erl. der Götterl. IV B. 608 S.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2267-2269.
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