Cassini

[22] Cassini, Name mehrerer berühmter Astronomen, aus einer ursprünglich ital. Familie. 1. Giovanni Domeniko, der Gründer des Ruhms dieser Familie, geb. 1625 zu Perinaldo in der Grafschaft Nizza, wurde schon 1650 Prof. der Astronomie in Bologna. Hier zog er eine mit einem Gnomon verbundene Mittagslinie, was ihn 2 Jahre beschäftigte, und entwarf genauere Sonnentafeln. 1664 und 1665 bestimmte er den Lauf zweier Kometen und berichtigte die Theorie der Bewegungen der Jupiterstrabanten. 1669 folgte er einem Rufe Ludwigs XIV. nach Paris, wo er als königl. Astronom und Director der neuen Sternwarte sich endlich naturalisirte. Hier wies er die tägliche Umdrehung des Jupiter um seine Achse nach, entdeckte 4 weitere Monde des Saturn, die er sidera Ludovicea nannte, bestimmte genau die Gesetze der Mondbewegung [22] und setzte die von Picard angefangene Mittagslinie durch Frankreich fort. Er starb, schon mehrere Jahre blind, 1712. – 2. C., Jacques, Sohn des Vorigen und Erbe von dessen Talenten, geb. 1677 zu Paris, ward früh von seinem Vater in die Astronomie eingeführt und in dieser Wissenschaft geleitet; er ging 1696 nach England, wo er Mitglied der königl. Gesellschaft zu London wurde und beschäftigte sich nach seiner Rückkehr hauptsächlich mit astronomischen und physikalischen Arbeiten. Nach dem Tode seines Vaters ward er Director der Sternwarte. Neben andern Arbeiten widmete er Zeit u. Mühe besonders der Bestimmung der Gestalt der Erde, durch Fortsetzung der von seinem Vater begonnenen Gradmessungen; 1720 erschien als Frucht hievon sein Werk: »De la grandeur et de la figure de la terre«, worin er, entgegen der Newtonschen Theorie von der Abplattung der Erde, mit der Behauptung auftrat, daß die Grade eines Meridians gegen die Pole zu kleiner werden, die Erde also ein Sphäroid sei und ihre Achse größer als der Durchmesser des Aequators. Aber eine neue von der Akademie veranstaltete Messung von Meridiangraden unter dem Aequator und in der Nähe des Pols zeigte, daß die Newtonsche Lehre die richtige und die Erde an beiden Polen eingedrückt sei. Er st. 1756 auf seinem Landgute Thury. Ein weiteres Werk von ihm ist: »Elements dʼastronomie« 1740. 3. C. de Thury (César François), Sohn des Vorigen, geb. 1714, kam schon mit 21 Jahren in die Akademie. Unvergängliche Verdienste erwarb er sich durch die große nach ihm benannte topographische Karte von Frankreich, ein Werk ohne seines gleichen, das ihn bis an seinen Tod 1784 beschäftigte; hierauf bezieht sich sein Hauptwerk »Description géometrique de la Françe« 1784. – C., Jean Dominique, Graf von, Sohn des Vorigen, geb. 1747 zu Paris, war Director der Sternwarte, Mitglied der Akademie und betheiligte sich an der Gränzregulirung der einzelnen Departements; hauptsächlich verdient aber machte er sich durch Vollendung der großen Karte von Frankreich, des Werkes seines Vaters, das er 1793 beendigte und in 180 Blättern der Nationalversammlung übergab. 1793 wurde er vor das Revolutionstribunal gestellt, rettete sich aber; 1804 ward er Ritter der Ehrenlegion, 1816 Mitglied des Generalconseils im Depart. der Oise und st. 1845 auf seinem Gute. 5. C., Alexander Henry Gabriel, Vicomte de, Sohn des Vorigen, geb. 1781, zuerst ebenfalls Astronom, wandte er sich bald zur Rechtswissenschaft. In den Freistunden trieb er Botanik und schrieb: »Opuscules phytologiques« 3 Bde.; 1827 wurde er Mitglied der Akademie, 1831 der Pairskammer und st. 1832.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 22-23.
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