Scribe

[161] Scribe, Augustin Eugène, der namentlich wegen seiner beispiellosen Fruchtbarkeit bemerkenswerthe Bühnendichter, geb. 1791 zu Paris, anfangs Jurist, schon seit 1811 durch seine Stücke bekannt, seit 1835 Akademiker. Er besaß im höchsten Grade die Gabe, aus jedem Vorfall des Tages, aus einem Bonmot, aus der Stelle eines Buches u.s.f. fast augenblicklich ein munteres Vaudeville, einen phantastischen Operntext od. auch eine sentimentale Komödie zu machen und errichtete mit Delavigne, Dupin, Xavier u. vielen andern eine wahre Fabrik in Theaterstücken, aus der eine staunenswerthe Menge von Produkten hervorgingen und oft genug die Runde über alle Theater der civilisirten Welt machten, um so leichter, weil S. und Compagnie fern von aller Parteinahme in politischen oder kirchlichen Fragen lediglich unterhalten wollte und durch Witz, raschen Dialog und andere, den Aeußerlichkeiten des Bühnenwesens trefflich angepaßte Dinge wirklich unterhielt. Eigentlich poetischen Werth hat vielleicht nicht ein Stück von S., [161] aber er wurde ein sehr reicher Mann und seitdem die Jahre der Unfruchtbarkeit über ihn gekommen, veranstaltete er Sammlungen seiner Stücke.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 161-162.
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