Anweisung dazu.

[50] Es ist kein Wunder, daß so wenig Menschen Gott aufrichtig danken für das empfangene Gute, denn sie achten nicht darauf, und bedenken es nicht oft genug. Darum sagt gar recht der Psalm: wer ihrer achtet, der hat eitel Lust daran. So denke nur dem Guten nach, gehe alles durch, was er dir täglich giebt, siehe es mit hellen Augen an, und dann wirst du von Herzen danken und sagen: wohlan das und das[50] ist ja ein trefliches, großes, schönes Werk. Denke, so oft du ein Werk Gottes ansiehest, wie es stehen würde, wenn es nicht da wäre. Du hast Leben, wie wenn du es nicht mehr hättest? Hast deine gesunde Gliedmaßen, wie wenn du eines verloren oder nicht gebrauchen könntest? Du hast Brod, wie wenn du es nicht hättest? du bist gesund, wie wenn du es nicht wärest? du hast Ehre und guten Namen, wie wenn du verachtet und gering wärest? So betrachte alles, was du hast und was du bist, und du wirst dem Herrn danken, und deine Zunge ihn loben. Widerfährt dir etwas, so frage: woher kommt mir das. Wenn du essen, trinken, schlafen, ruhen, arbeiten willst, so nimm dir nur einen Augenblick Zeit, und denke: das kann ich durch meinen guten Gott, der mir auch dieses zu gute thut.

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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 50-51.
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