Gründe dazu.

[231] Nun komm her, und höre, wie die Friedfertigkeit eine köstliche Sache sei. Siehe der Herr Christus preiset solche Leute selig und nennet sie Gottes Kinder, an denen der liebe Gott seinen Wohlgefallen habe. Bist du nun friedfertig, so gehörest du auch unter die Gottes Kinder. Und höre einmal, welch einen schönen Namen du da führest! Und selig bist du auch, denn die Friedfertigen werden gewiß auch ihren Lohn haben. Nun denke auch, wie viel Unheil du bei dir und deinem Nächsten verhütest. Wer im Streite lebet, lebet immer in Sorgen, Unruhe, Verdruß. Von allen diesen bist du frei, und dein Nächster auch. Und wenn du nun auch hingehest und verklagest deinen Nächsten, so hat der Richter das beste davon, und ihr habt den Schaden. Mancher Mann hat dadurch schon Haabe und Gut verloren. Das wirst du gewiß auch schon gesehen haben, daß aus Zanken nichts kommt, als blutige Köpfe und leere Beutel. Und der Haß des Nächsten wird immer größer, weil du ihn auch ins Unglück[232] gestürzet hast. Aber bietest du die Hand zum Frieden, so wird er dir gut werden und dich für einen braven Mann halten. Es ist ja auch keine Schande nicht, friedfertig zu sein, sondern wahrhaftig die größte Ehre vor Gott und guten Menschen, und über das lose Reden einiger Buben mußt du erhoben sein, und dich nicht daran kehren. Bist du aber zanksüchtig, und streitest gerne, so fliehen dich Gott und Menschen, weil du allen Verdruß, Unruhe und Kränkung machst. Denn Jac. 3, 16. spricht gar recht: wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und eitel böses Ding. Ich dächte, da hättest du genug. Wenn du darauf nicht merkest, so gehe hin und zanke!

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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 231-233.
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