Grobheit.

[208] Einer hat auch Ehrerbietung gegen den andern nöthig, und es ist ausdrücklich befohlen Röm. 12, 10. Denn wir sind keine Klötzer und Stöcke, sondern vernünftige Menschen, die zwischen Ehre und Schande den Unterschied erkennen. Darum geziemet sich ein grobes, bäurisches Leben für einen Christen nicht, sondern gewöhne dich, gegen jederman höflich, freundlich und ehrerbietig zu sein, und wenn es auch der niedrigste wäre. Brauche nicht gleich grobe Worte und Gebehrden, und verachte auch nicht die eingeführte Sitte der Höflichkeit, wornach man sich vor andern fein grüßet oder bücket. Das sind feine hübsche Sitten, die man vornemlich[208] der Jugend vorhalten soll, daß sie sich zu denselben gewöhnen. Denn es ist nicht nur von Gott geboten, sondern Höflichkeit macht Liebe, Freunde und Gönner; Grobheit und Wildheit aber Feinde und Widersacher.

Quelle:
[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 208-209.
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