[195] Wir sollen auch, wo wir den Nächsten lieben wollen, für seine Güter sorgen, auch zusehen, daß nichts davon verloren gehe. Aber da sprechen sie: »Was gehet es mich an, er hat mich nicht zum Wächter bestellt, wenn mir nur nichts abhanden kommt!« Das sind rechte unchristliche Leute, die den Dieb nicht wehren, wo sie ihn gleich bei ihrem Nächsten kommen sehen, auch nicht sein Gut schützen und bewahren, wo sie es doch könnten. Ja vielmehr verhindern sie den Nächsten, und erschweren ihm sein Glück auf alle Art und Weise aus Neid und Misgunst, suchen ihm alle die Herrn abspenstig zu machen, die ihm etwas zu verdienen geben oder[195] ihm zu Brode helfen wollen. Ueber die himmelschreiend Sünde!


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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 195-196.
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