Verhalten gegen die Thiere.

[242] Die Thiere sind eine Creatur Gottes, und was Gottes Creatur ist, das darf man nicht schändlich misbrauchen. Und wo du das thätest, so würden sie zu dem Herrn ihrem Gott wider dich schreien, der auch sie geschaffen hat, und für sie sorget. Aber manche Leute machen sich kein Gewissen daraus ihr Vieh hungern zu lassen, oder zu quälen und zu martern, auch zu übermäßiger Arbeit zu peitschen und zu zwingen. Das halte ich alles für Unbarmherzigkeit. Und wer unbarmherzig gegen das Vieh ist, der ist auch unbarmherzig gegen die Menschen. Die[242] Thiere zu schlachten und zu essen, ist recht und gut, denn dazu wurden sie geschaffen aber zu quälen und zu martern ist himmelschreiende Sünde. Oft läßt auch einer sogar seine Bosheit an dem unschuldigen Viehe aus, die er an sonst nichts büßen konnte, will sich auch dadurch wohl an dem andern rächen und ihm schaden, daß er sein Vieh quälet, das doch ganz unschuldig ist. Was willst du aber sagen, wenn dich Gott der Creatur wegen zur Rechenschaft fordert? Es ist auch eine saure Lust, Thiere zu Tode zu hetzen und zu jagen, wobei ich nicht sein mag, dieweil ich solche Quaal und Marter nicht sehen kann. – Und es sollte der Jugend scharf eingeprägt werden, daß sie hübsch lernte Mitleiden haben auch mit den Thieren, damit das Herz auch nicht kalt und lieblos gegen die Menschen würde.

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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 242-243.
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