[215] Wahrhaftigkeit hat Wohlgefallen an der Wahrheit, und läßet immer die Worte mit dem Herzen gleich sein. Du mußt reden, wie du es im Herzen hast, und auch thun, wie du es im[215] Herzen hast, so daß beide, Worte und Leben zusammenstimmen. Aber die Welt hat Worte, und nichts weiter. Wenn es aber zum Treffen kommt, ist niemand daheim. Heute sagt einer etwas, und morgen wendet er den Rücken und spricht: es fehlet mir hie und da. Darum prediget nun die heilige Schrift, daß die Welt soll wahrhaftig werden, und nicht eitel Farbe und Schein an sich haben. Wahrhaftig gegen Gott, daß du dich aufrichtig zu ihm hälst in Glück und Unglück, in Ehre und Schande, und gegen den Nächsten, daß du es herzlich meinest, was du mit ihm redest, wo nicht, daß du schweigest. Darnach was du thust mit Kaufen und Verkaufen etc. Daß kein Falsch da sei oder es lieber lässest ganz anstehen.


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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 215-216.
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