Mittel dagegen.

[279] Du Ehebrecher, denke doch: alles was ihr wollt, daß euch die Leute etc. Nun wie würde[279] es dir gefallen, wenn jemand mit dir so umgienge, als du mit deinem Gemahl umgehst, dem Wort und Treue brichst. Du mußt auch nur den Anfang dazu vermeiden, denn Jesus spricht: wer ein Weib ansiehet etc. Womit er lehret, daß Ehebruch auch wohl mit Augen, Ohren, Mund, ja allermeist mit dem Herzen geschiehet. Denn wenn das Herz voller böser Lust stecket, was kann hier anders folgen, als auch das Werk, wo man nur Raum hätte. Oder was bist du darum förmmer, oh du gleich das Werk lassen mußt, das du gerne thun wolltest, und doch ohne Unterlaß im Herzen brennest? Gleich als ein Schalk kann wohl seinem Herrn den Tod wünschen, ob er gleich im Kerker gefangen liegt, und wollte ihn gern selbst erwürgen, wo er nur dazu kommen könnte; sollte man ihn darum nicht einen Mörder heißen? Sprichst du aber: wenn auch mit einem Ansehen die Ehe gebrochen werden kann, wie soll man denn thun? Es müssen, ja beide, Manns- und Weibspersonen unter einander leben und umgehen: oder soll man aus der Welt laufen, und Ohren und Augen ausstechen lassen?[280] Antwort: Christus verbeut nicht, daß man unter einander leben, essen, trinken, ja auch fröhlich sein soll, das alles ist ohne Schaden, wenn nur das Stück davon bleibt ihr zu begehren. Das Ansehen verbeut es nicht, nur das Begehren. – Das ist auch die größte Ursache des Ehebruchs, daß man nicht sein Gemahl ansiehet, sondern nur immer die Augen aufsperret, wo man andere siehet. So hänget denn bald das Herz den Augen nach, daß auch die Lust und Begierde dazu schlägt, und man wird dessen bald überdrüßig, was man hat, und sieht an seinem Gemahl nichts, denn was gebrechlich ist, und setzt aus den Augen, was an ihm gut und löblich ist. Darum wäre das die rechte Kunst und stärkste Wehre wider den Ehebruch, wenn er recht ansehen wollte, was an seinem Gemahle alles schön und löblich ist, und sie nicht zu streng richtete, so würde er sein Gemahl wohl lieb und werth haben.

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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 279-281.
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