Bitterramsel

[126] Bitterramsel, Polygala amara L. [Zorn pl. med. Tab. 83.] mit einem pinselförmigen Anhange an den traubenartig beisammenstehenden Blumenkronen, fast aufrechten Stengeln, und umgekehrt eirunden Wurzelblättern, welche größer als die andern sind, ein in bergichten Wäldern des temperirten Europa perennirendes Kraut, welches von dem ihm sehr ähnlichen gemeinen, d.i. dem Kreuzblumenramsel, blos durch seine größern Blätter, vorzüglich Wurzelblätter, und seinen bitterern Geschmack verschieden ist.

Man hat vorzüglich das im April gesammelte Kraut (herb. polygalae amarae), dessen Blätter eine heftige, durchdringende, lang anhaltende Bitterkeit besitzen, und die zaserichte, etwa drei Zoll lange, von einem dicklichen Köpfchen allmählig bis zum Faden sich verdünnende, äusserlich gelbgraue, innerlich weiße, getrocknet sehr harte Wurzel (rad polygalae amarae), welche geruchlos und von einem sehr schwach salzhaften bitterlich süßlichten Geschmacke ist.

Beide hat man neuerlich in der geschwürigen Lungensucht zu brauchen angefangen, ohne daß hinreichende Bestätigungen ihrer Wirksamkeit darin erfolgt wären.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 126.
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