Bittersalz

[126] Bittersalz (sal amarum), oder eigentlich Magnesievitriolsalz, ist ein erdiges natürliches oder künstliches Mittelsalz, welches krystallisirt, in 100 Theilen etwa 19 Theile Magnesie und 30 bis 33 Theile trockne Vitriolsäure enthält, und bittrer als Glaubersalz und scharfsalzig schmeckt.

Es schießt in etwas platten Säulchen mit sechs Seiten an, wovon zwei einander gegenüber stehende weit schmäler als die vier übrigen sind, mit zwei rhomboidalischen ungleich großen Flächen an beiden Enden zugeschärft. In der Luft bleibt es durchsichtighell und trocken, und löset sich bei 54° Fahr. in einem Verhältnisse Wasser wie 10:13 auf.

Das Epshamer Bittersalz (sal ebsoniense, sal ebshamense) kömmt nicht zu uns, und das dafür verkaufte ist das zu Portsmouth aus der Salzsolenmutterlauge mit Zusatz gemeinen Vitriols bereitete sogenannte englische Salz (sal anglicanum, sal catharticum, sal anglicum), ein Bittersalz mit viel kochsalzsaurer Bittersalzerde (Magnesiekochsalz) vermischt, wegen welcher Beimischung es stark an der Luft feuchtet, und mehr als die reinern Bittersalze purgirt.

Das Seidschützer Bittersalz (sal seidschützense) und das ganz in der Nähe aus ähnlichen Mineralwassern eingesottene sedlitzer (sal sedlicense) ist das vollkommenste und reinste der natürlichen Bittersalz arten.

Hie und da wird durch Kunst Bittersalz bereitet, welches beim Trocknen einen mehlichten Ueberzug erhält, oder wohl gar nach und nach in Staub zerfällt. Dieses zur Bereitung der Magnesie ganz untaugliche Produkt enthält einen großen Theil Glaubersalz, oder besteht auch ganz daraus. Seinen Gehalt an letzterm Salze erfährt man, wenn man dieses falsche Salz mit gleichen Theilen frisch gebranntem[126] und gelöschtem Kalke und etwa zwölf Theilen Wasser Eine Stunde lang kocht, die Lauge erkalten läßt, dann durchseiht und gehörig abgedampft anschießen läßt; der Anschuß ist Glaubersalz.

Das Bittersalz ist als Laxiersalz heutzutage von dem mehr kühlenden Glaubersalze fast gänzlich aus der Praxis verdrängt worden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 126-127.
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