Königswallnuß

[498] Königswallnuß, Iuglans regia, L. [Zorn, pl. med. Tab. 517.] mit glatten, feingesägten, ziemlich gleichen Blättern, ein ursprünglich in Persien einheimischer, im temperirten Europa gezogner Baum, von ansehnlicher Höhe, welcher im Juny und July blüht.

Der reifen Nüsse äußere grüne Schale (putamen, cort. nucum iuglandis virid., exterior) von herbbitterm Geschmacke, besitzt purgirende, wurmtödtende Kräfte,[498] und wird mit Nutzen auch als Absud in feuchten schwammigen Geschwüren (von wahrscheinlich lebendigen Hautschärfen) und bei Mundgeschwüren und Schwämmchen angewendet. Der ausgepreßte Saft dieser grünen Nußschalen wird zum innern Gebrauche entweder vor sich zum Dicksafte (extractum nucum iuglandis), oder, mit Honig vermischet, (rhob nucum) abgeraucht. Was sie beim innerlichen Gebrauche gegen venerische Krankheiten vermögen, scheint sehr zweifelhaft.

Zuweilen erregen sie Erbrechen, so wie die innere Rinde des Stammes (cort. iuglandis, cort. nucis), die man sonst als ein Brechmittel verordnete, und deren Schärfe man sich ehedem gegen Entzündungsfieber bediente, ein Stück der frischen Rinde auf die Handwurzel oder die Fußsolen als ein blasenziehendes Mittel gelegt.

Der gewürzhaft widrig riechenden und zusammen ziehend schmeckenden Blätter (fol. iuglandis, fol. nucis) bediente man sich ehedem als eines schmerzstillenden Mittels auf die podagrischen Füße gelegt, theils frisch, theils mit Kochsalz bestreut, aufbewahret. Den Absud der Wurzel (rad. iuglandis, rad. nucis) rühmte man gegen das viertägige Fieber, auch sonst gegen gichtische und Nierengriesschmerzen innerlich und äußerlich.

Die Blüthe (iuli nucis, iuli iuglandis) ward in ältern Zeiten als ein Brechmittel gebraucht, mit Unrecht aber vorzugsweise hysterischen Personen, und an Fallsucht leidenden Kindern gegeben.

Die Kerne der Nüsse geben fast die Hälfte ihres Gewichts an süßem, mildem, gelbem, leicht rauzicht werdendem Oele (ol. nuc. iugl.), welches in der Kälte nicht gerinnt, und 0,920 spezifische Schwere hat. Zu fünf Unzen nüchtern genommen und einige Zeit darauf etwas weniger Alikantenwein nachgetrunken, hat, mehrere Tage fortgesetzt, sich als ein wirksames anthelminthisches Mittel selbst gegen den Bandwurm erwiesen. Eben dieses Oel ist mit Nutzen (vermuthlich in ranzigem Zustande, als Reitzmittel) gegen Flecken der Hornhaut angewendet worden. Die Mahler bedienen sich desselben vorzüglich seines schnellen Trocknens wegen.

Das Oberhäutchen der Nüsse (epidermis nuc. iugl.), vorzüglich in ihrem frischen Zustande abgezogen, ist in (unbestimmten) Koliken als Pulver gebraucht worden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 498-499.
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